Sam hat einen sehr ausgeprägten Sinn für Ordnung. Nicht unbedingt in seinem Zimmer, aber sonst so ziemlich überall. Böse Zungen würden es pedantisch nennen.
Letzte Woche waren wir im Supermarkt und er durfte sich ein Überraschungs-Ei von Mickey Mouse aussuchen. Es gibt rote und blaue Überraschungseier. Sam entschied sich für das rote Ei, weil er hoffte das da Lilifee drin ist. Er wollte mir partout nicht glauben, dass Lilifee und Mickey Mouse zwei unterschiedliche Konzerne, und die Chancen gegen Null sind. Er blieb dabei: „Isse Lilifee horse drin.“
Gerade als wir zur Kasse wollten, stutzte er: „Mama, das hört nich so dahin.“ Ein paar der roten Eier lagen im Karton für die blauen Eier. Er kniete sich vor das Regal und sortierte akribisch die jeweiligen Eier in den passenden Karton. Richtig Angst machte er mir, als er den Karton dann noch gerade schob, damit er auch ja parallel zum Regalbrett stand. Erst dann ging er zufrieden zur Kasse.
Am Samstag waren Marc und Sam Brötchen holen. Unser Bäcker hat einen Kühlschrank mit Schiebeglastür, in dem Getränke stehen. Sam fing an, an der Tür zu rütteln. Marc war schon etwas genervt: „Es gibt keine Limo am Samstag vor dem Frühstück.“ Aber Sam rüttelte weiter und brach in Tränen aus, weil er die Tür nicht aufbekam. Als Marc nachhakte, konnte Sam vor Tränen und Aufregung kaum sprechen. Marc schob die Tür auf und Sam beruhigte sich: Er wollte gar keine Limo, aber ganz hinten war eine Flasche umgekippt und die wollte er wieder aufstellen.
Als Marc nach Hause kam, meinte er nur: „Wir haben einen Monk-Nachfolger.“
Erinnert Ihr Euch noch an die Serie MONK? An den verrückten genialen Kommissar, der eine Millionen Phobien hatte und dessen Wohnung penibel aufgeräumt war? Er konnte andere Menschen nur begrüßen, nachdem er sich ein Taschentuch um die Hand gewickelt hatte. Das war zwar von außen betrachtet ganz unterhaltsam, aber so was will man ja nicht unbedingt in der Familie haben. Seit letztem Samstag habe ich Sam genau unter die Lupe genommen.
Für ein Monk-Dasein spricht:
1. Er will nur mit roter LEGO Gabel Essen.
2. Wenn er ein blaues T-Shirt an hat, dann will er dazu passend einen blauen Becher.
3. Er nimmt nur einen bestimmten Jutebeutel mit in die Kita und ich weiß bis heute nicht, wie er den von den anderen unterscheiden kann.
4. Wenn wir die Treppe hoch laufen, dann will er nicht auf dem Sisalteppich laufen, sondern auf dem Holzstreifen.
5. Er trinkt seine Milch abends nur aus der Flasche mit den Äpfeln und Birnen drauf, nicht aber aus der Flasche mit den Schildkröten. (Und das, obwohl er Schildkröten so gerne mag!)
6. Gestern wollte er einen neuen Schwamm („andere war stinky“), um seine Kinderküche zu putzen.
Gegen eine Nachfolge als MONK spricht:
1. Er isst ein Bonbon auch (oder gerade wenn) es auf den Boden fällt.
2. Er putzt sich die Nase und den Marmeladenmund am allerliebsten an seinem Ärmel ab.
3. Er pinkelt immer gerne ins Badewasser.
4. Er lacht sich schlapp, wenn er möglichst laut pupst. Und erzählt es jedem, der es hören will oder auch nicht.
5. Er kämmt mit seiner Zahnbürste auch gerne seine Haare.
6. Er findet Spinnen toll.
Also, wenn ich die Listen so vergleiche, dann kann ich – glaube ich – ganz beruhigt sein. Zum Glück kommt MONK am Sonntagmorgen in der Wiederholung um 9.20 Uhr. Ich werde mir das noch mal genau ansehen und Euch berichten.
Tags: Erziehung MONK Perfektionimus
5 Comments
Monk oder nicht Monk: diesen Knirps kann man doch nur in’s Herz schließen. Schmacht!
Da hast Du allerdings recht! Selbst wenn er mich manchmal in den Wahsninn treibt … 🙂
Sehr lustig! Erinnert auch ein wenig an Melvin Udall (Jack Nicholson) in „Besser gehts nicht“!
Unser Filius (3 1/2 Jahre alt) hat auch seine „Ordnungs-Macken“! Das wächst sich bestimmt noch aus. 😉
„Besser geht’s nicht!“ Stimmt ja! Den Film muß ich mir dann auch noch zur Kontrolle anschauen …:-) Aber ich habe auch die Hoffnung, dass sich das verwächst …
Colin ist gaaaaaanz genauso!!! Mein Mann meinte grad zu mir: Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, den Blog hast Du über Colin geschrieben.