Ich stehe im Supermarkt an der Fischtheke mit einem quengelnden Sam, der unbedingt „einen big octopuss“ kaufen will (nicht etwa um ihn zu essen, sondern um ihn zu sezieren), als mein Handy klingelt. Eigentlich gehe ich in solchen Momenten nicht ans Telefon, aber irgendetwas lässt mich diesen Anruf annehmen.
Es meldet sich „Görtz“. Sie hätten meinen Blog entdeckt und wollten wissen, ob ich kurz Zeit hätte.
„Wie Görtz?“, denke ich. Dann schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, den ich auch gleich laut ins Telefon blöke: „Görtz Schuhe???“, höre ich mich schreien und merke, wie sich meine Stimme überschlägt, während ich der Fischverkäuferin hektische Handzeichen mache, schnell den Oktopus einzupacken.
„Ja, genau, Görtz Schuhe.“ Ich habe Schnappatmung und muss mich erst mal gegen die Fischtheke lehnen.
Ob ich denn kurz Zeit hätte? „Jajaja, klar. Gar kein Problem“, ist meine Antwort und ich reiche Sam die Tüte mit dem Oktopus. Sam kann sein Glück kaum fassen. Ich meins auch nicht.
„Also, wir würden gerne wissen, welche Schuhe sie als stilbewusste Mutter tragen, wenn sie zum Beispiel einen Kindergeburtstag feiern oder mit ihrer Familie den Sommerurlaub verbringen“, erklärt mir die entspannte Hamburger Lady von Görtz. Ich schaue an mir runter, auf meine ausgelatschten Flip-Flops und meine alten Jeans und bin sehr glücklich, dass sie mich nicht sehen kann, wie ich an der Fischtheke lehne, während Sam den glitschigen weißen Oktopus aus der Tüte zieht.
„Wir würden gerne, dass sie für uns Sets zusammenstellen“, fährt sie fort, „also Schuhe und dann dazu die passenden Accessoires wie Tasche, Tuch oder auch Schmuck. Wir würden unseren Kunden gerne den Lucie-Style zeigen.“
Ich kann es gar nicht fassen! Denn eines müsst ihr wissen: in meiner Wahrnehmung haben Görtz Schuhe und ich geradezu eine karmische Beziehung.
Mit 13 Jahren hatte ich mich nämlich unsterblich in ein paar Schuhe von Görtz verliebt. Es waren weiße flache Pumps mit eingestanzten kleinen Löchern an der Seite, einer kleinen Schleife vorne drauf und sehr sehr spitz. Ich MUSSTE sie haben. Meine Mutter war nicht so begeistert („Du hast doch schon 2 Paar Sommerschuhe“), mein Vater fand die Diskussion völlig überflüssig („Ich verstehe nicht worum es geht“) und ich litt Höllenqualen. HÖLLENQUALEN, wie man sie nur mit 13 Jahren hat.
Hätte die Görtz-Verkäuferin mir damals nicht die Schuhe eine Woche lang zurückgelegt, damit ich mehr Zeit bekomme, meine Eltern weich zu klopfen („Ich brauche NIE wieder ein Weihnachtsgeschenk! Echt!“), dann hätte ich wahrscheinlich heute ein schlimmes Schuh-Trauma.
Von der Geschichte weiß Görtz natürlich nichts, aber für mich ist dieses Telefonat eine Fortführung unserer verschwörerischen Beziehung von vor 27 Jahren.
Also, ich soll Schuhe aussuchen und dazu die passenden Accessoires?? Und sagte sie wirklich Lucie-Style? Hallo?? Kann mich mal bitte jemand kneifen? Werde ich jetzt die weibliche Antwort auf Guido Maria Kretschmer??? Wo ist denn der Haken??
„Naja“, war die Antwort, „wir würden gerne, dass Sie die Schuhe auch für uns testen: halten sie aus, was sie versprechen, sind sie gut kombinierbar, so was in der Art.“
„Na klar, kann ich auch das machen“, quietsche ich ins Telefon, während Sam mit dem Oktopus mittlerweile auf dem Boden Trockenschwimmen spielt, „aber ehrlich gesagt, wenn ihr wirklich richtige aussagekräftige Testergebnisse haben wollt, dann würde ich Sam als Schuhtester vorschlagen. Wenn der Schuh seine Tests übersteht, dann kann nix mehr schief gehen.“ Sie waren sofort davon überzeugt.
Ich habe selten so gut gelaunt Oktopusreste vom Boden im Supermarkt gewischt. Sam war verwirrt, denn es gab sogar noch ein Eis.
So, und hier ist es:
Taaadaaaaaa, mein erstes Set zum Thema Sommerurlaub am Strand. Wir waren zwar gerade in Schweden, aber am Wochenende haben wir einen kurzen Abstecher an die Ostsee gemacht und mit dabei ist natürlich mein Görtz-Strand-Set!
Bei allem Berliner „laissez faire“ finde ich es ja schön, am Strand trotzdem meinen Style nicht komplett zu vernachlässigen. Oder wenigstens auf dem Weg zum Strand gut auszusehen. Beine à la Nadja Auermann werde ich in diesem Leben nicht mehr haben, aber mit der Sandalette von Tommy Hilfiger gibt es wenigstens eine optische Beinverlängerung! Und sie sind offen, sodass der Sand links und rechts gut abfließen kann. Und die Farbe!! Sie passt perfekt zu meinem Lieblingssommerdrink Apérol spritz!
Ganz wichtig am Strand: Eine GROSSE Tasche, in die man alles reinstopfen kann: Buddelzeug, Sonnenmilch, ein Buch, das man dann doch nicht liest, Wasserflasche, Handtücher, Kleingeld für Eis und Sams Kuscheltiere. Leider geht Sam nirgends ohne den Papa-Hund, den Mama-Hund und den Babyhund hin, darum muss die Tasche wirklich Platz bieten. Und ich mag es gerne bunt, am Strand besonders gerne, darum ist diese Tasche von Liebeskind geradezu perfekt.
Am Meer braucht man immer ein Tuch, weniger für den Hals als vielmehr um die Haare aus dem Gesicht zu halten. Eigentlich bin ich kein großer Fan von Totenköpfen. Ich schließe mich da meiner Ikone Guido Maria Kretschmer an: „Ich mag Totenköpfe, aber nur auf dem Friedhof!“ Aber als ich Sam das Tuch von Codello zeigte, meinte er nur: „Aber, Mama, bisse du dann cooler Pirat!“ Also, keine Frage, das braucht man am Strand. Guido und ich hatten bisher einfach die völlig falsche Perspektive.
Und als alter Hippie, darf bei mir eins nicht fehlen: Die Armreifen! Zum Glück sind diese hier aus Polyacryl, ich kann also auch damit baden gehen. Und Sam kann damit seine Sandburgen verschönern, ohne das kleine Perlchen verloren gehen.
Zum Schluss habe ich Sam den Schuh mit den Worten gegeben: „Was würdest du denn mit dem Schuh machen?“ Seine Augen strahlten verschwörerisch und das hier ist dabei rausgekommen:
1. Auto-Test
Als Ralley Rampe – so Sam – eignet sich der Schuh „supa“. Für die Verbindung der beiden Rampenteile braucht man nur eine aufgeschnittene Küchenrolle und schon geht’s los. Besonderer Clou: Die Armreifen als Tunnel einsetzen. Sam kann zwar nicht lesen, dass da in Gold „See by Chloé“ drauf steht, ihm gefiel, dass es glitzert… er ist ohne Zweifel mein Sohn.
2. Sicherheits- Test
Sam ist seit Wochen beleidigt, dass er für seine Puppe „Lene“ keinen Kindersitz auf seinem Rad hat. Aber jetzt hat er ja zum Glück einen. O-Ton Sam: „Lene sitzt sicha, weil buckle up“. Ich denke, auch Stiftung Warentest würde das unterschreiben. Großes Manko allerdings: Es gibt keinen Flaschenhalter für Lenes Fläschchen… nur mit Mühe konnte ich Sam davon abhalten, dem Schuh deswegen einen Punktabzug zu geben… Gummibärchen… Gummibärchen… Gummibärchen….
3. Maler – Test
Sam ist natürlich ein sehr talentierter Maler (das Guggenheim ruft…), seine neusten Werke verewigt er am liebsten auf Post-it-Stickers. Dummerweise erlaubt die spießige Mama nicht, dass die an die Wand geklebt werden. Endlich gibt es einen Ort für seine Kunst: Die Hacke des Schuhs! Und außerdem bietet der Schuh auch die Möglichkeit, Stifte und Schere unterzubringen. Sam strahlt vor Glück: „Kannst du Bilder dranlasse, Mama, und damit rumlaufe.“ Ähhh… wir werden sehen…
„So, Sam“, ist meine letzte Frage, „Wie findest du denn den Schuh?“ Er strahlt und seine Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Einemillionhundertfünfzig Euro!“
Ähhh… Ich würde mal sagen: Test bestanden! Görtz, ihr könnt aufatmen, wenn ihr noch an dem Fläschchenhalter nachbessert, kriegt der Schuh vielleicht demnächst sogar Zweimillionenhundertfünfzig…
Tags: Dankbarkeit Görtz Guido Maria Kretschmer Liebe Schuhe
9 Comments
ganz süss, besonders die schönen Fotos!!
Danke!!
Super! Vor allem die Tests – 1A!
na du hast ja ein Glück!
Sehr coole Bilder, toller Post. Und natürlich: Schicke Schuhe!
Liebe Grüße!
Merci, Mädels! Freut mich, dass es Euch gefällt! Und JA! Ich bin ein Glücksschwein! 🙂
ich lach mich schlapp…
Oktupus von Rewe, wa?
Ja, genau! Die Fischtheke kennst Du doch auch, oder? 🙂
Hahaha… der Schuh als Puppenhalter *zu göttlich* 😀
Danke für den Schuhtest der etwas anderen Art <3
[…] gefallen sie meiner Tochter und sie kann nicht so leicht darin stürzen. Auch Blogger-Kollegin Lucie Marshall mag offenbar Keilabsätze und “kombiniert” diese zu Tintenfisch, mhh, über Geschmack […]