So, Ladies, jetzt mal Hand aufs Herz! Wer hatte eine schöne Geburt? Ja, ihr dürft jetzt auch laut lachen und die meisten von euch (inklusive mir) werden eher Horror-Stories parat haben und ein paar wenige nur werden sagen können: „Es war kein Spaziergang, aber machbar.“
Je weiter die Geburt von Sam in die Vergangenheit rückt, desto häufiger denke ich: Warum erwarten wir eigentlich, dass eine Geburt ein schmerzfreier Spaziergang wird? Eine Geburt ist eine der allergrößten, wenn nicht die größte Grenzerfahrung überhaupt. Sie ist mit nichts zu vergleichen, nicht einmal mit einer Mondlandung, obwohl dort auch Mordskräfte freigesetzt und ausgehebelt werden. Hallo, Schwerkraft?! Aber da erwarten wir auch nicht, mit der Seilbahn in der Sonne und dem Cappuccino in der Hand hochzujuckeln.
Die Filmemacherin Carola Hauk plant einen Film über „Die sichere Geburt“ und warum es so ein Trugschluss ist, dass in einem Krankenhaus mit Ärzten alles sicherer ist und warum Hebammen eine so elementare Rolle bei der Geburt spielen. Und wer jetzt sagt: „Ach so, da reden mal wieder so ein paar Irre darüber, wie man im Sari bei Kerzenlicht viel leichter Kinder bekommt“, der vertut sich gewaltig. (And just for the record: Von mir aus kann man sehr gerne im Sari und bei Kerzenlicht gebären)
Auf der Homepage des geplanten Films könnt ihr euch die ersten Beiträge aus der Recherche anschauen. Und ich habe sehr gebannt dem Chefarzt der Gynäkologie vom St. Josephs Krankenhaus in Berlin Tempelhof gelauscht, der über die Technisierung der Geburt spricht.
Oder der Professorin für Hebammenkunde der Hochschule für Gesundheit in Bochum, die uns die volkswirtschaftlichen Konsequenzen der Kaiserschnittgeburten aufzeigt und welche Auswirkungen Kaiserschnitte auf Kinder haben.
Was braucht frau, um sich bei der Geburt sicher zu fühlen? Die eigenen vier Wände? Ein Krankenhaus? Ein Geburtshaus? Das muss jede für sich entscheiden. Aber genau diese Wahlfreiheit soll immer weiter beschnitten werden. Jetzt möchten die Krankenkassen nicht mehr unabhängig vom Geburtsort und Termin die Kosten einer Hebamme übernehmen. Ach, ist das nicht schön, dass irgendwelche Menschen am Schreibtisch entscheiden, wo und wie und wann wir gebären sollen?
Wenn ihr wie ich der Meinung seid, dass Geburt keine Privatleistung aber Privatsache sein darf, dann unterschreibt bitte diese Petition der Elterninitiative Motherhood e.V. auf change.org. Den Link findet ihr hier.
Ihr wollt noch mehr tun?
Dann schreibt an eure Krankenkassen. Und ja, ich weiß genau, wie froh man ist, wenn die Wäsche – die bereits seit drei Tagen in der Trommel gammelt – endlich aufgehängt ist, aber nehmt euch diese 10 Minuten!
Alle Infos dazu einen Brief zum downloaden findet ihr hier.
Wenn wir Mütter uns nicht gegen solche Maßnahmen wehren, wer dann?
P.S. Das Crowdfunding für den Film „Eine sichere Geburt“ ist zwar beendet, wer aber trotzdem das Projektfinanziell unterstützen möchte, der kriegt hier alle Infos dazu.
Tags: Mütter
8 Comments
Liebe Lucie,
vielen Dank für diesen Beitrag. Meine Geburten sind zwar schon ein bisschen her, aber – mit Tränen in den Augen, hach ja die Sentimentalität – ich denke gerne daran zurück. Ich gehöre zu denen, die einen machbaren Spaziergang hatten, aber ich erinnere mich fast ausschließlich an die Hebammen, die meinen Mann super betreut haben 😉 und auch mir immer das Richtige gesagt haben. Der wichtigste Satz war: „Du machst das genau richtig, hör auf deinen Körper!“ Wenn man sich umhört, wie viele Frauen mit Geburtstraumata herumlaufen, sich weitere Geburten verkneifen aus Angst vor einem zweiten Horror, dann müsste das eigentlich als Argumentation genügen. Ich unterstütze diese Forderung mit Nachdruck, dass FRAU sich eine Begleiterin wählen darf, um diesen Weg für sich UND das Kind gestärkt zu gehen.
Grüße von der sentimentalen Agneta
Was mich bei dieser Online-Petition stört, ist, dass zu wenig Informationen gegeben werden, um sich eine Meinung bilden zu können.
Klar möchte ich, dass die Krankenkassen die Kosten für die Versorgung mit Hebammenhilfe auch weiterhin übernehmen, aber dann werden (auch in den Links) kaum Informationen genannt, unter welchen Umständen diese Kosten nicht mehr übernommen und warum nicht.
So wie ich es in einem der Links verstanden habe, ist das Überschreiten des ET ein Ausschlusskriterium (für die Kostenübernahme bei Entbindung außerhalb eines KH?). Was noch und warum wurde das so festgelegt? Ist die Angst vor Schadenersatzansprüchen, die ja eigentlich , wenn man der Links folgt, bei Geburten außerhalb des KH nicht höher sein dürften als bei Geburten innerhalb eines KH, der einzige Grund?
Warum verweisen Mother Hood oder change.org nicht auch objektiv auf Argumente der Gegenseite oder verlinken – falls vorhanden – auf eine Stellungnahme der GKV, so dass man sich besser eine eigene Meinung bilden kann?
Wie gesagt, ich möchte auch, dass die Krankenkassen weiterhin die Kosten für die Hebammenhilfe übernehmen, aber die verlinkten Seiten sind mir persönlich zu einseitig und zu schwammig und als Folge zu manipulativ.
PS: Die Geburt meiner Tochter habe ich übrigens tatsächlich als gar nicht so schmerzhaft wie erwartet in Erinnerung. Dafür habe ich aber vom Dammriss 3. Grades noch 9 Monate danach etwas gemerkt… Aber das Wichtigste war für mich, dass meine Tochter und ich die Geburt gesund überstanden haben.
PPS: An dieser Stelle großes Lob für deinen Blog, den ich wirklich gern lese! Neben slomo mein Lieblingsblog für Mutter- Kind-und-darüber-hinaus-Inhalte.
Liebe Emma, danke für Deinen Kommentar und Dein Kompliment!
Ich würde Deinen Kommentar gerne dem Hebammenberbund mailen, damit die sachlich fundiert darauf antworten. Was hälst du davon? Denn vielleicht findet sich auch nicht genug Unterstützung, weil es Mütter gibt, die sich wie Du nicht gut aufgeklärt fühlen.
Also, ganz herzlichen Dank für Deinen Hinweis. und ich hoffe eine differenzierte Antwort folgt schnell!
Herzlich,
Lucie
Ja, natürlich gern.
Liebe Grüße aus Köln
Liebe Emma,
Hast du gesehen, das Sophie sehr sehr ausführlich geantwortet hat?
Herzlich
Lucie
Hallo Emma und Lucie,
die Online-Petition wurde von Mitgliedern des Vereins Mother Hood gestellt. Mother Hood ist eine Elterninitiative, d.h. wir sind unabhängig vom Hebammenverband und die Mitglieder sind ganz normale Eltern, die für die Rechte von werdenden Müttern, Kindern und ganz allgemein Eltern kämpfen.
Der Text der Petition ist bewusst kurz gehalten, damit die Kernaussagen und das „Wofür wir kämpfen“ gut rüber kommen. Für weitere Hintergrundinformationen empfehle ich den Beitritt in die Facebookgruppe https://www.facebook.com/groups/hebammenunterstuetzung/ Hier könnt ihr auch gerne Fragen stellen, die in der Regel schnell und kompetent beantwortet werden.
Alle wichtigen News und Hintergrundinformationen findet ihr auch auf der Website: http://www.hebammenunterstuetzung.de/news/
Das Thema ist insgesamt recht komplex und deswegen kann leider auch nicht überall immer alles haarklein erläutert werden. Die Versicherungsproblematik kann ich dir vielleicht kurz so zusammen fassen: Klinikhebammen sind zum Großteil über die Kliniken versichert, die die Kosten dafür noch aus anderen Töpfen als der Geburtshilfe holen können. Freie Hebammen müssen dafür ganz allein aufkommen. Die Schadensfälle und -summen sind so gut wie gleich. Freie Hebammen können sich die Versicherung, für die sie komplett selbst aufkommen müssen, jedoch einfach nicht mehr leisten und daher wird es, wenn es so weiter geht, bald keine mehr geben. Das heißt: Nur noch Klinikhebammen, keine Beleghebammen, keine 1:1-Betreuung mehr. Sondern nur noch überfüllte Kreissäle mit geringem Personalschlüssel.
Womit du sehr recht hast, Emma, ist die Frage, warum der ET als Ausschlusskriterium festgelegt wurde. Das fragen wir uns nämlich auch und deswegen kämpfen wir dagegen! Es gibt nämlich keinen evidenzbasierten Grund dafür!
Ich persönlich finde es gut, die Stellungnahme des GKV-SV nicht zu verlinken, weil in deren Pressemitteilungen in der Tat Unwahrheiten standen (z.B. dass der Hebammenverband sich nur wegen der Hausgeburten weigern würde, einen Kompromiss einzugehen). Ich möchte auch keine Stellungnahmen verlinken, in denen es sinngemäß heißt, Geburten ab ET +1 oder +3 seien gefährlicher und müssten zwingend mit einem Arzt abgeklärt werden.
Ein objektives Verlinken ist da nämlich schlicht nicht möglich, da die Aussagen des GKV objektiv falsch sind! Insofern sollte klar sein, wer hier manipulativ agiert…
Mother Hood freut sich immer über andere Eltern, die das Thema interessiert und ich würde mich sehr freuen, wenn wir euch bei uns begrüßen dürften! Es ist in der Tat oftmals schwierig, dieses sehr komplexe Thema greifbar und leicht verständlich zu machen (diese Versicherungsfragen, politische Dinge und das ganze Gesundheitssystem sind nicht so leicht zu durchschauen). Wir haben mit unserer Arbeit gerade erst begonnen (es gibt uns in dieser Form erst seit März) und wir bemühen uns, alle Eltern aufzuklären und mitzunehmen! 🙂
Ganz herzliche Grüße
Sophie
Liebe Sophie,
ganz ganz herzlichen Dank für diese gute Ausführung.
Herzlich,
Lucie
Oh ich hoffe soooo sehr das das Ruder noch mal rumgerissen werden kann.
Ich hatte zwei gute Geburten. Nr. 1 im Krankenhaus war schon gut, ich darf nicht meckern.
Aber Nr. 2 war mein Geburtstags Geschenk zu meinem 30ten. Eine Hausgeburt an meinem Geburtstag mit Mann und großem Kind in 3 1/2 Stunden.
Eigentlich möchten wir noch eine Nr. 3 aber das werde ich von der Hebammen Situation abhängig machen.
LG
Kathi