„Ich will aber noch viel mehr Nudeln! Ich habe sooo einen Hunger!“, brüllt Sam und ich wiederhole bereits zum dritten Mal: „Iss doch bitte erst einmal das auf, was du auf dem Teller hast, du kannst dir danach gerne noch fünfmal nachnehmen!“ Und natürlich bleiben Reste auf dem Teller übrig und werden entsorgt. Und leider geschieht dasselbe viel zu oft mit anderen Lebensmitteln aus dem Kühlschrank. Halb angebrochene Joghurts, 2 einsame Maultaschen, mit denen ich nichts anzufangen weiß. Und am Ende der Woche landet dann so einiges im Müll. Und ich finde das total bescheuert.
Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der bis heute die Reste von allen Tellern isst, auch wenn es ihm zu den Ohren rauskommt. Aber wenn man als Kind den Krieg erleben musste und 3 Jahre lang nichts als wässerige Rübensuppe gegessen hat und der Hunger dein allabendlicher Einschlafgefährte war, dann kann man das verstehen. „Bei meinem Vater ist das auch so!“, erzählt mir Raffaella, „ und das hat dazu geführt, dass ich bis heute am liebsten die Teller noch ablecke, um nichts zu verschwenden.“ Gut, das ist Raffaella. Man kann es auch etwas übertreiben.
Aber wie vermittele ich meinem Kind, dass Essen einen Wert hat, ohne furchtbare Geschichten zu erzählen? Dass man Essen nicht einfach wegwirft, sondern achtsam damit umgeht, ohne Sätze von sich zu geben wie „Es gibt Kinder in Afrika, die haben gar nichts zu essen…“ Zwar müssen wir mittlerweile nicht bis nach Afrika gehen, die Armut ist vor unserer Haustür, aber ich will ihm ja kein schlechtes Gefühl geben. Ich will, dass er Spaß beim Essen und mit Essen hat. Aber wenn ich lese, dass wir Deutschen im Jahr ca. 6,8 Tonnen Lebensmittel wegwerfen, dann wird mir schlecht.
Freitags gab es bei uns früher immer Resteessen. Und das war manchmal das leckerste Abendbrot überhaupt. Da wurden die runzligen Kartoffeln zu Bratkartoffeln und die nicht mehr ganz knackigen Erdbeeren wurden in den Mixer mit Joghurt geworfen. Und das hat Spaß gemacht. Es war erfinderisch. Da gab es plötzlich neue Kombinationen. Und neben der Tatsache, dass man auch Geld spart, wanderte kaum was in den Müll. Aber leider bin ich ja bekanntermaßen obendrein keine gute Köchin – und zwar unter normalen Umständen! Und dann soll ich auch noch erfinderisch sein?
„Bei uns bleibt irgendwie so oft Brot übrig. Und so viele Enten kann man gar nicht füttern“, erzähle ich Raffaella und natürlich hat Raffaella eine Antwort: „Bei uns auch! Und ich habe mir ein super einfaches Rezept ausgedacht, was man aus altem Brot machen kann: Muffins! Das ist so einfach, das schaffst sogar du.“
Oh Gott. Aber was soll’s? Was tut man nicht alles, um ein gutes Vorbild zu sein? Und so habe ich mich mit Sam zusammen (und Raffaella auf Standleitung) an die Brotmuffins gemacht… Ihr wollt nachbacken? Dann versucht mal euer Glück! Es ist wirklich nicht schwer.
Ich hatte noch so ca. 200 g helles Roggenmischbrot übrig, aber Rafaella sagt, das geht eigentlich mit jedem Brot, je dunkler desto mehr Feuchtigkeit, sagt sie. Also ein Ei oder ein Schuss Sahne mehr. Ich lasse mir das Brot oft schon in Scheiben schneiden, nachdem ich mir morgens verschlafen bereits zweimal fast den Daumen abgesäbelt habe. Darum kann ich auch härteres Brot gut benutzen, da ich es nur grob zerkleinern muss.
( Das Bild hat mir Raffaella geschickt… quasi als Einkaufsliste…)
Für dicke, trocknene Kanten rät Raffaella: Kurz mit Milch (Kuh, Soya, Hafer etc.) befeuchten und dann weitermachen. Dafür später weniger Sahne benutzen.
Das Brot also in Würfel schneiden oder zerbrechen. Mit etwas Öl (Raffaella benutzt 1,5 EL Olivenöl) und einer Knoblauchzehe in der Pfanne rösten, bis es tolle Röstaromen entwickelt.
Dann alles in den Mixer oder die Küchenmaschine geben und kleinhacken. Den Teil findet Sam besonders toll. Das ist laut und sieht spitze aus, wie das Brot durch die Maschine wirbelt. Dann 1 Ei mit wahlweise Sahne, Schmand oder Saure Sahne (etwa 2-3 EL) mischen, salzen, pfeffern und in die Brotmasse geben, alles mit der Gabel vermischen.
Ab jetzt entscheidet jeder selbst, wonach der Muffin schmecken soll. Aus 200g Brot kann man je nach Füllung und Größe etwa 6-10 Muffins machen. Dann alles in Muffinformen geben und das Ganze bei 200 Grad für ca. 20 Minuten (je nach Backofen) backen. Die Ränder müssen einfach dunkelknusprig werden.
( So sehen Raffeallas Brotmuffins aus…)
Wir haben dank Raffaella folgendes ausprobiert:
– Meerrettichsahne mit Weintrauben (ich persönlich finde es mit geräuchertem Lachs noch besser)
– Pesto Rosso und getrocknete Tomaten in Öl, klein geschnitten, dazu Rucola
– Pesto Rosso mit getrockneten Tomaten und Ziegenkäsesticks (das Leckerste)
– wir hatten noch eine alte, kalte Frikadelle übrig, die haben wir rein gebröselt, dazu ein bisschen Petersilie und Edamer. Hinterher Ketchup drauf – wie ein Miniburger auf Vollkorn. Superlecker!
( So sehen meine aus…)
Sam wollte noch Nutella probieren. Geht, aber nicht sensationell. Sagt selbst er. Das will was heißen.
Das geröstete Brot kriegt wirklich einen schönen kräftigen Geschmack und kann alles vertragen: Ziegenkäse, Schafskäse, gebratene Champignons, Gehackte (vorgekochte Maronen) mit Estragon, getrockneten Aprikosen und Walnüsse etc., etc. Man kann ja auch einen Muffinsampler machen, jeder anders, der Fantasie sind da – fast – keine Grenzen gesetzt.
Sams Favorit war die Pesto Rosso Variante. Aber ohne Rucola. Den hat Emil, unser Hamster, bekommen. Denn das ist das Gute an einem Haustier, wie einem Hamster: Die labbrigen Möhren und nicht mehr knackigen Gurken finden hier noch rasenden Absatz.
Ehrlich gesagt hat es total Spaß gemacht. Es hat vor allem auch totalen Spaß gemacht, mit Sam nach Lust und Laune zu mischen und zu mixen. Es war ein bisschen wie Zaubersuppe kochen, nur dass man es danach auch wirklich essen kann.
Wie macht ihr das? Habt ihr Tipps? Habt ihr Tricks? Habt ihr Rezeptideen? Ich lechze nach Inspiration! Und bin sogar bereit, mir eine Küchenschürze zuzulegen…
Dieser Beitrag ist zusammen mit AO entstanden. Aber meine Gedanken, meine Meinung, Raffaellas Rezept und unsere Varianten sind unsere Kreation.
11 Comments
Coole Idee, mache ich nach. Meinst du Rezeptideen für altes Brot?
Ich liebe ja Gazpacho – diese kalte, spanische Gemüsesuppe – und da benutze ich immer altes Brot, wird ja sowieso weich und kleingehackt. Mit dunklerem Brot gibt es bestimmt nochmal einen anderen Geschmack als mit Weißbrot.
Hm, ich bekomme langsam Hunger!
Schönes WE – tolle Idee für verregnete Sonntage!
Grüsschen Malin
Liebe Malin, muss nicht nru Brot sein! Ja, Gazpacho ist großartig! Wenn du noch andere Ideen hast, dann her damit! Herzlich, Lucie
Huhu,
hier meldet sich die Brotmuffin-Muddi zu Wort.
Mir fiel noch eine leckere Kombination ein:
Camembert und Preiselbeeren. Alles untergehoben, Camembert vielleicht in etwas dickere Stücke, damit er schön schmelzen kann. Sehr lecker, stelle ich mir das vor. Ich liebe Camembert mit Preiselbeeren! Aber wie Lucie schon schreibt, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt – man kann ja auch mal tief in den Kühlschrank abtauchen und findet vielleicht noch benutzbare Schätze. Rotebete, Frischkäse, Pellkartoffeln… Und schon hat man ein leckeres Essen, den Kühlschrank aufgeräumt UND Geld gespart UND Ressourcen geschont. Wo ist meine Medaille??
Liebe Raffaella,
ich male gerade deine Medaille! Schicke ich Dir nachher!
Küße
Lucie
Hallo,
das sieht gut aus. Ich würde die Ziegenkäse-Variante ausprobieren.
Falls mal Baguette oder weiße Brötchen übrig sein sollten, sind Semmelplätzchen eine gute Resteverwertung. Dazu einen Salat, lecker!
Und die Gemüsereste, die noch im Kühlschrank warten, raspeln bzw. klein schneiden, anbraten und unter einen herzhaften Schmarrnteig heben. Das fertig gebacken gibt einen leckeren Gemüseschmarrn.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Jenni
Liebe Jenni,
sehr gut Idee mit dem Gemüse und dem Schmarteig! Das probiere ich mal! Wie machst Du den Schmarnteig? Du sieht, Du hast es mit einem Kochprofi zu tun… 😉
Herzlich
Lucie
Kein Problem😊
Ich koche bis heute fast nur nach Rezepten, weil mir das Kochgen fehlt.
Für den Teig:
3 Eier trennen und das Eiweiß steif schlagen
Eigelbe mit 200 ml Milch verquirlen, eine Knoblauchzehe, eine Handvoll geriebenen Parmesan, Schnittlauch dazu mit Salz und Pfeffer würzen
250 g Mehl unterrühren
Das angebratene Gemüse in den Teig und das Eiweiß unterheben. Das Ganze in einer große Pfanne bei mittlerer Hitze stocken lassen, in Stücke reißen und noch bisschen in der Pfanne lassen, bis es ein bisschen Farbe hat.
Liebe Grüße und guten Appetit
Jenni
Danke Dir!
Hallo, meine Eltern haben früher aus „altem“ Brot so eine arme Ritter gemacht. Also die Scheibe Brot in Ei und danach in Paniermehl gewendet und in der Pfanne gebraten. Ich habe das geliebt. Das muss ich direkt mal wieder machen und meinen Kindern servieren😊.
Auch SEHR lecker!! Danke!
Aus altem Brot kann man auch prima Brotchips machen. Brot würfeln, mit Öl beträufeln und nach Geschmack und Belieben würzen (Salz, Pfeffer, Paprikapulver, Chili), dann ab in den Ofen bis es knusprig ist. Dazu findet man bei z.B. Chefkoch noch detailliertere Rezepte.