„Mama, ist heute Silvester?“, fragt Sam völlig verschlafen. Es ist 7 Uhr morgens und wir wurden von lauten Gesängen geweckt, die aus knarrige Lautsprechern, die über die Mauern unserer Lodge schallen.
Wir sind nach unserer ersten Nacht im Colombo Courtyard in die Parklyn Lodge umgezogen. Ich hatte das kleine Gästehaus über Airbnb gefunden. Marc und ich wollten Colombo nicht nur von Hotels aus entdecken, sondern ein bisschen tiefer eintauchen und wenigsten für ein paar Tage einen mini-minikleinen Einblick in das Leben in Colombo bekommen. Und wie gelingt einem das besser, als wenn man privat wohnt?
Gegenüber der Parklyn Lodge ist eine der größten Jungenschulen Colombos, wo der Schulalltag morgens mit der Nationalhymne beginnt, die von Marschmusik begleitet wird. Spätestens dann ist man wach. Und zusammen mit den Hupen der Tuk-Tuks und unzähligen Autos entspricht der Lärmpegel tatsächlich dem einer Silvesternacht in Deutschland.
Anja, die die Parklyn Lodge vermietet, lebt seit 18 Jahren in Colombo. Ihr Mann stammt aus Sri Lanka und sie leben in Colombo 5, auch Havelock town genannt, neben einem unglaublichen schönen Tempel, den der Großvater ihres Mannes gestiftet hat.
Das Gästehaus verfügt über 2 Zimmer (ein großes Bett und ein Einzelbett – Anja baut bei Bedarf aber gerne noch ein Bett auf) und ein wunderschönes Badezimmer mit einer großen Außendusche bzw. Badewanne.
Alles ist sehr liebevoll und bedacht eingerichtet.
Begrüßt werden wir mit einer Lemongras – Ingwer Limonade inklusive Kokosnuß.
Auf dem kleinen Schreibtisch liegt eine dicke Mappe voll mit Tipps und Empfehlungen. Ein Wasserkocher mit Tee, ein Toaster, gefiltertes Wasser, das immer wieder nachgefüllt wird und neben den Betten stehen die kleinen Anti-Moskito Maschinen. In jedem Zimmer hängt ein großer Ventilator und kühlt die Luft. Und vor allem ist Anja ein Schatz und das Mastermind für unseren Urlaub. Sie wird einfach nicht müde, uns Tipps zu geben, Fahrer zu organisieren, Restaurants zu reservieren oder Mr. Milroy, den Masseur zu bestellen, der vorbei kommt, um uns den Jetlag aus unseren europäischen Körpern zu massieren. Und für Sam hat sie auch noch Spielzeug!
Die Lodge ist umgeben von einem großen Garten und natürlich umzäunt, so dass Sam ohne unsere Aufsicht frei herumlaufen kann. Wenn man einen Wirbelwind wie Sam hat, dann ist so etwas eine große Erleichterung. Es gibt eine Schaukel und ein Trampolin und auf Wunsch wird auch noch eine Hängematte in die Bäume geknüpft.
Anja hat drei Hunde, die nicht nur auf das Grundstück aufpassen, sondern vor allem kinderlieb sind. Sam könnte nicht glücklicher sein, er rennt durch den Garten und spielt Fangen mit den Hunden. Und es kann ihm nichts passieren, außer dass er mal in eine große schwarze Ameise tritt. Das zwiebelt allerdings dann ordentlich. Ich hatte auch das Vergnügen und ich würde sagen, der Schmerz ist mit etwa 3 Wespenstichen zu vergleichen. Allerdings hält er nur ca. 5 Minuten an, dann hat man es überstanden.
Auf den Bäumen klettern kleine Streifenhörnchen („Wie bei Donald Duck, Mama!“ ) und weiße Reiher stolzieren über das Gras. Von Anja hat Sam ein Vogelbuch in die Hand gedrückt bekommen und er studiert die Bilder und zeigt uns welche Vögel es hier gibt.
Man muss nur die kleine Seitenstraße überqueren und gelangt auf das Tempelgrundstück. Sofort ist man in einer ganz anderen friedlichen Welt angelangt und auch der Lärm der Straße scheint aufgehalten zu werden.
Für den Tempelbesuch hatten wir uns entsprechend gekleidet: Knie und Schulter bedeckt und keine weiten Ausschnitte. Allerdings wussten wir nicht, dass man auch das Grundstück des Tempels nicht mit Schuhe betreten darf. Ein Mönch weist uns freundlich darauf hin und als wir uns entschuldigen lächelt er uns zahnlos an, winkt ab und wackelt mit dem Kopf. Ich wünschte, ich würde das Sri Lankesische Englisch besser verstehen, aber es ist fast wie eine eigene Sprache. Wahrscheinlich hört man sich rein. In London brauchte ich auch eine Weile. Aber bis zum Schluss war ich der Verzweiflung nah, wenn ich irgendwo anrief und einen Iren oder Schotten dran hatte.
Wir bleiben drei Nächte in der Parklyn Lodge. Wir erkunden einen kleinen Teil von Columbo und Anja organisiert uns Ausflüge zum Waisenhaus für Elefanten und in eine Teefabrik. Alle Infos dazu in den nächsten Tagen auf dem Blog!
„Mama, ist heute Karneval?“, fragt Sam um 7. 15 Uhr an unserem letzten Morgen in der Parklyn Lodge. Und tatsächlich könnte man meinen „Der Zooch kütt!“ Aber tatsächlich tragen die zwei größten Jungenschulen der Stadt lediglich ein Cricketturnier gegeneinander aus. Und das Ganze wird eingeleitet mit einem Umzug, der an Karneval erinnert, nur ohne Süßigkeiten. Am Wegesrand stehen die unteren Schulklassen und müssen die Fahnen schwenken und die großen Jungs tanzen auf den Wagen und machen die große Welle.
„Die Schüler der Schulen sind auch bekannt als die naughty boys“, sagt Anja, die verschlafen neben uns am Straßenrand steht. Das sieht man sofort.
Nach drei Tagen Silvester, Karneval und unglaublich vielen Eindrücken sind wir reif für unser Hotel am Meer. Und nach dem köstlichen Frühstück von Anja ( Auf Wunsch Landestypisch, sonst Toast, Marmelade und Müsli) machen wir uns auf den Weg.
Wer aber einen Einblick in das echte Leben in Colombo bekommen möchte und auf Klimaanlage und Pool für ein paar Tage verzichten kann, dem kann ich Anjas Parklyn Lodge nur wärmstens empfehlen. Es lohnt sich wirklich sehr! Hier geht es zum Link bei Airbnb.
Und hier noch ein paar Erkenntnisse oder schlaue Tipps zum Reisen mit Kindern in Colombo:
1. Wer Kinder hat, die so empfindliche Augen haben wie Sam, der sollte unbedingt eine Kindersonnenbrille und Augentropfen mitnehmen. Sam hat sich schon auf der Fahrt vom Flughafen rote Augen geholt und auch die konstante Brise und die Tuk-Tuk Fahrten sind da leider sehr förderlich. Sam hat sich dieses Prachtstück an Brille ausgesucht und ich hatte zum Glück diese Augentropfen dabei.
2. Gerade mit kleineren Kindern macht man sich ja viele Gedanken, ob man auch wirklich alles dabei hat. Cool Planet ist eine Kaufhauskette (eine Depandance liegt direkt neben der Parklyn Lodge) und dort gibt es alles der Marke Avent, was das westeuropäische Mutterherz glücklich macht. Und auch genug Spielzeug, um kleine Kinder sehr glücklich zu machen. Also, keine Panik – man muss nicht nicht mit 8 Koffern anreisen.
3. In Colombo ist man nach 2 Minuten sowieso klebrig und dreckig. Rebecca von Elfenkind hatte mir vor unserer Abreise noch zwei Hosen für Sam aus leichtem Leinen genäht. Die sind ideal, weil die Hosen luftig sind und man sie abends schnell waschen kann. Die lange Hose kann man hochkrempeln und wenn man in Cafés geht, die mithilfe der Klimaanlage auf den Gefrierpunkt gekühlt werden, oder einen Tempel besucht, krempelt man sie einfach wieder runter.
So, wir gehen jetzt weiter auf Entdeckungstour! Happy friday!
Tags: Colombo Reisen
4 Comments
Diese Reiseberichte sind so schön zu lesen. Da kriegt man richtiges Reisefieber.
Einen ganz tollen Urlaub noch!
Stephi
Danke Dir! So soll es sein!
Lieben Gruß
Lucie
OMG wie toll
Herzlichste tropische Grüsse und grosse Dankbarkeit für die
wunderbaren Eindrücke. Es macht mich sehr glücklich zu wissen,
dass ich grossartigen kleinen Familien wie Euch schöne Urlaubserinnerungen bereiten kann.
Es war super Euch hier zu haben!
Ayoubowan (long life in singhalesich) !!!
Dicke Hundeschmatzer an Sam von Zeus, Julie und Belle
Liebe Anja, DANKE! Liebsten Gruß aus dem frühlingshaften Berlin, Lucie