Anzeige – „Ich will jedes Jahr ins Strandkind. Mindestens 2 Wochen. 6 wären besser. Und in den Herbstferien auch.“ Das war das Fazit meines Sohnes, als wir letztes Jahr im Hotel Strandkind, kurz nach seiner Eröffnung ein paar Tage verbrachten. (Zum Beitrag vom letzten Jahr geht es hier. Da könnt ihr dann auch noch die anderen Fotos sehen.)
Nun ist es bei Kindern ja so, dass die Euphorie schnell wieder weg ist und sie schon keine 2 Stunden später nicht mehr genau wissen, was sie wollten. Aber in diesem Fall blieb die Euphorie konstant. Das ganze Jahr über. Wir haben ganz oft in Erinnerungen geschwelgt. Wir haben ganz oft Fotos angeschaut und seine Frage: „Mama, wir fahren doch wieder dahin?“ kam so sicher, wie das Amen in der Kirche.
Also, haben wir es wieder getan. Mit dem Zug sind es knapp vier Stunden mit dem Zug zur Lübecker Bucht. Und es war in einem Wort: HERRLICH! Und ich will nächstes Jahr wieder hin!
Was das Hotel Strandkind so ausmacht ist dieses unaufgeregte Laissez-faire und die Kunst, dabei trotzdem Stil zu bewahren. Schon beim Einchecken gibt es keine Hektik. Sam wollte unbedingt selber einchecken und auch alles ausfüllen, und ihr könnt euch denken, dass das bei einem Zweitklässler durchaus dauern kann – „Mama, wie schreibt man nochmal….“. Aber es wird alles nicht nur mit einer solchen Gelassenheit und Engelsgeduld hingenommen, sondern auch noch gelobt: „Super! Kannst hier anfangen!“
Die Zimmer haben den Luxus, den man am Strand braucht: Holzböden, damit der Sand schnell weggefegt ist, schöne großzügige Bäder, alles schön und schlicht und doch stilvoll. Und man hat nie das Gefühl von „da muss ich jetzt aber meinem Sohn auf die Finger schauen, dass das Ding noch heil ist wenn wir auschecken.“
Das Allergrößte aber ist die Freiheit, die die Kinder hier leben können und die auch wir Eltern dadurch bekommen. Wir waren noch keine 2 Stunden da, da hatte Sam schon 3 neue Freunde, mit denen er unterwegs war – das heißt sie spielen im Garten – Tischtennis, Fußball, Schaukel, balancieren auf einem Seil – rennen durch die Büsche und runter zum Strand. Der kleine Weg zum Strand führt vorbei an Ferienhäusern. Hier darf zwar auch Auto gefahren werden, aber die Autos werden eher geschoben. Das Wasser ist sehr lange sehr seicht und da mein Sohn kein „Kopfüber-vom-Steg-Typ“ ist, bin ich entspannt. Und irgendein Erwachsener ist eigentlich immer mit dabei.
Dieses sich frei bewegen, ohne Zäune und immer irgendeinem Erwachsenen, der ein Auge auf die Kinder hat – das ist ein bisschen wie Bullerbü am Strand. Und das erlaubt mir, in der Sonne zu sitzen und zu lesen. Oder am Strand zu liegen und den Kindern beim Krabbenfangen zuzuschauen und nur dadurch in meinen Tagträumen unterbrochen zu werden, dass ich die kleine Flunder begutachten muss, die gerade gefangen wurde.
Wir hatten dieses Jahr wieder einmal unglaubliches Glück mit den anderen Gästen. Aber vielleicht ist es auch gar nicht Glück, sondern vermutlich zieht so ein Ort eben auch die Menschen an, die so etwas suchen.
Sam und seine Kumpels haben an Tag 2 ihre eigene Bande gegründet: „Die Tiefseeretter!“ Man bastelte das Wappen und schwor sich Treue auf immer und ewig. Oder wenigstens bis zum Ende der Ferien. Das einzige Mädchen in der Bande fiel leider in Ungnade, weil sie ein Geheimversteck einem anderen, neuangereisten Mädchen verriet, das kein Bandenmitglied war. Es kam zum kurzen Eklat. Aber sie löste das Problem, in dem sie umgehend eine Mädchenbande gründete.
Hat sich etwas verändert zum Jahr davor?
Natürlich hat sich das Team jetzt nach einem Jahr eingegroovt. Und Andra und Olaf Iskra, die Besitzer des Hotels, haben ein größeres Team um sich herum versammelt. Und manche Dinge, die im letzten Jahr erst angedacht waren, sind jetzt umgesetzt. So gibt es einen kleine Lunchkarte – das ist goldwert mit kleinen Kindern. Da gibt es dann die Klassiker von Spaghetti Bolognese bis Schnitzel mit Pommes. Und für die größeren Salate und Suppen.
Sam und ich sind manchmal zum Lunch am Strand nach Pelzerhaken gelaufen. Das ist ein schöner Spaziergang von ca. 15 Minuten. Wenn man auf dem Weg Hunde streichelt und ein paar Bälle wirft, dann dauert es auch gerne 1,5 Stunden. Aber es ist eben nicht mehr notwendig.
Im letzten Jahr war die Kletterwand noch nicht fertig und es war auch noch nicht geklärt, ob man die Bäume für den Hochseilgarten nutzen kann, weil beim Bau des Hotels ein Bagger auf sie gefallen war. Aber nach eingehender Prüfung war das also zum Glück doch möglich, und so gab es in diesem Jahr den Hochseilgarten im Angebot. Und der ist sensationell!
Olaf ist fürs Entertainment zuständig, wenn es um Hochseilgarten und den Floßbau geht. Und er macht das so, wie man es sich von einem liebevollen Onkel vorstellt – piesackt hier ein bisschen, lobt dort und nimmt sich selbst auf die Schippe.
Wir hatten einen sehr lustigen Nachmittag beim Kisten aufeinanderstapeln. 25 Kisten benötigt man dafür – die Einzige, die das geschafft hat, war ein neunjähriges Mädchen. Sam hing bei Kiste 12 in der Luft und lachte sich schlapp.
Das Floßbauen hatten wir im letzten Jahr verpasst. Dieses Jahr haben wir es nachgeholt. Und es macht einfach total Spaß, Tonnen und Seile zusammenzuschnüren oder wie die Jungs auf den Tonnen am Strand entlangzurollen….
Ich habe gemerkt, wie anders Urlaub mit einem Achtjährigen schon ist im Vergleich zu einem Siebenjährigen. Ich konnte jeden Morgen joggen gehen, weil mein Sohn sowieso nach dem Frühstück erst mal 2 Stunden Fußball spielte und nicht gestört werden wollte. Und während ich letztes Jahr noch auf die Nachtwanderung mitkommen musste, hieß es dieses Jahr eher: „Och, lass mal, Mama…“ Und die Kinderbetreuung, die es schon letztes Jahr gab, ist auch so großartig, dass man sich gerne zurück in den Sessel fallen lässt und sein Buch weiterliest.
Der Abschied fiel schwer. Sehr. Das Wetter war dieses Jahr auch noch so sensationell, dass man sich Südfrankreich sowieso sparen konnte. Und am letzten Tag saßen die Kinder wie immer auf dem Steg, bewaffnet mit Kescher und Taucherbrille und noch einem Surfboard, falls man schnell die Krabbe jagen muss.
Wir haben es nur rechtzeitig zum Bahnhof geschafft, weil ich hoch und heilig versprechen musste, dass wir nächstes Jahr wiederkommen. Das fiel mir nicht schwer. Und wir sind auch schon verabredet. Denn ich bin nicht die einzige Mutter, die ihre Kinder nur mit dem Versprechen der Rückkehr nach Hause bekommen hat.
Was wir für das nächste Jahr planen? Bogenschießen! Und Surfunterricht! Und auch wenn wir dieses Jahr die Fahrräder, die man sich jederzeit ausleihen kann, gut genutzt haben, auf so eine große Fahrradtour am Meer hätte ich große Lust. Also, Hotel Strandkind, reserviert ihr schon mal das Zimmer für uns?
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