„Ach, die Corinna, die nervt ganz schön“, höre ich den Besitzer der Strandbude in Wenningstedt zu einem Gast sagen. Ja, auf Sylt heißt Corona Corinna, wie eine nervige Freundin, die aber nicht gehen will. Und der Humor tut gut, während man mit Maske und Abstand bei der Frittenbude ansteht.
Die Weite der Sylter Natur und die Strände erlauben Raum und damit so etwas wie Normalität.

Hier ist Plaaaaaaatz!
Aber wie ergeht es einem Gästehaus, das schwerpunktmäßig auf Gruppen aller Art ausgelegt ist? Auf Schulklassen, Yoga- Gruppen, Chöre oder Hebammen-Seminare. Das Klaarstrand Gruppengästehaus verfügt zwar über den großen Luxus einer riesigen Freifläche vor dem Haus mit Volleyball- und Fußballfeld, sowie einem Piratenboot aus Holz auf einer großen Wiese, auf der sich die Hasen Gute Nacht sagen. Und auch im Haus ist Raum und Luft – aber größere Gruppenreisen und Corona sind zur Zeit keine gute Kombination.
Im vergangenen Oktober – als es Corona in unseren Köpfen noch nicht einmal gab – waren wir das erste Mal in diesem Gruppengästehaus. ( Wer nachlesen möchte, hier entlang bitte.) Das Klaarstrand Gruppengästehaus hat schon viel erlebt: Vor mittlerweile über 100 Jahren kauften Schülereltern eines Hamburger Gymnasiums ein in die Jahre gekommenes Hotel. Damals war es gedacht als Erholungsort für die Schüler, die nach dem 1. Weltkrieg unter Mangelerscheinungen zu leiden hatten. Der Reiz des Hotels war nicht nur die unfassbare Lage mit Sicht auf den Strand, sondern dass es von einer riesigen Grünfläche umgeben war und ist.

Alles ( fast) wie immer – nur ein paar Klebestreifen mehr… und natürlich Abstand und Masken…
Neue Zeiten, neue Herausforderungen
„Wir freuen uns über jede Lockerung!“, sagt Nadja, die Leiterin des Klaarstrand Gruppengästehaus. Natürlich war es am Anfang eine Umstellung. Auf dem Boden des Speisesaals sind die neuen Wege geklebt, damit man den Abstand hält, und die Belegung wird den Maßnahmen angepasst. „Alle Klassenfahrten sind bis Ende des Jahres abgesagt, das heißt, jetzt finden mehr Individualreisende und Familien Platz.“

Mein persönlicher Lieblingsfrühstücksplatz – nur die eine Möwe war sau frech!
Und das ist bei aller Schwierigkeiten eine gute Nachricht für alle, die eine schöne, bezahlbare und herzliche Unterkunft auf Sylt suchen. Eine Unterkunft, die Familien willkommen heißt – und zwar ohne Wenn und Aber. Eine Unterkunft, die besser nicht gelegen sein könnte – denn wenn man nicht auf der hauseigenen Wiese sitzen möchte, dann geht man 5 Minuten zum Strand und quartiert sich in einem der Strandkörbe ein. Man kann Fahrräder mieten und die Insel erkunden, endlose Spaziergänge machen oder sich vom Inselbus zum nächsten Ort fahren lassen.
Dieses Mal als Gruppe
Wir sind dieses Mal mit Freunden gefahren. Im vergangenen Jahr waren wir im Oktober allein hier, aber wir wollten das alles so gerne auch einmal im Sommer erleben. Und eben mit Freunden im Gepäck.

Sonnenuntergänge de Luxe! Ohne Filter, pure nature!
Viel hat sich für uns Gäste nicht verändert. Frühstück gibt es in zwei Etappen, um allen Abstandsregelungen gerecht zu werden. Eingang und Ausgang sind aufgeteilt. Ein Seminarraum wurde ebenfalls zum Essensraum umfunktioniert, um mehr Platz zu schaffen, aber ansonsten ist es dieselbe Herzlichkeit und das Essen wird wie vorher auch frisch zubereitet – eine Atmosphäre mit familiärem Charme.
Sylt weht einem die Enge aus den Gliedern
Sylt zeigt sich an unserem ersten Tag von seiner stürmischen Seite. Wir gehen trotzdem an den Strand und allein der Blick auf die Wucht der Wellen, wie sie schäumen und tanzen, belebt uns. Auch wenn wir in dicken Jacken im Sand stehen (Sylt halt…), die Luft, der wilde Wind und der Blick auf die Weite des Horizonts, pusten die Enge der letzten Corona Monate fort. Und mein Sohn lässt es sich auch nicht nehmen, mit den Füßen ins Wasser zu gehen. Gut, die nächste Welle sorgt dafür, dass er dann ganz drin ist. Mit Kleidung versteht sich.

Am ersten Tag zeigt sich Sylt stürmisch – aber das hält meinen Sohn nicht auf…
Während wir im letzten Herbst hauptsächlich die Räume im Haus genutzt haben, machen wir es dieses Mal genau andersherum – wir sind genau genommen nur zum Schlafen im Gebäude und um die Mahlzeiten nach draußen zu befördern. Denn es gibt ja nichts Schöneres, als den Tag draußen am Tisch umringt von der Hibiskushecke im hauseigenen Garten zu starten. Da kann man auch lange sitzen, denn die Kinder spielen schon mal eine Runde Volleyball oder suchen sich jemanden, der mit ihnen Fußball spielt. Auf jeden Fall kann man in Ruhe auch noch den dritten Kaffee trinken. Man muss nur aufpassen, dass die Möwen einem nicht die Brötchenreste klauen.

Dorfteich in Wenningstedt
Alles in Reichweite – wenn man will
Wenn man es ruhig angehen möchte oder noch sehr kleine Kinder hat, dann kann man ganz easy in seiner Hood bleiben. Der Weg zum Strand dauert nur ein paar Minuten, Eis, Crêpe, Pommes oder Fischbrötchen für zwischendurch gibt es auf dem Weg, ebenso wie die Möglichkeit, sich richtig satt zu essen. Unsere Lieblingsburgerbude Twister hat wahrscheinlich die längste Schlange, aber eben auch die leckersten Crêpes und Burger. In den Restaurants wird auf Abstand geachtet, viele haben Stellwände aus Plexiglas zwischen den Tischen aufgebaut.

Badezeit – vor allem wenn das Wasser wärmer ist als die Luft…
Neben dem Twister kann man sich alles zum Wellenreiten mieten – auch nur für eine Stunde: Neoprenanzug und Brett. Fahrräder gibt es 5 Häuser weiter. Zum Glück lieben wir alle lange Spaziergänge – solange man Muscheln sammeln kann. An einem Abend laufen wir vom Essen in Westerland am Strand zurück und werden mit einem Sonnenuntergang belohnt, der malerischer nicht sein könnte. Wir sammeln Muscheln, kriegen den Mund nicht mehr zu vor der leuchtenden Farbenpracht, dieser Weite und dem Staunen, was Natur alles kann. Wir atmen durch und lassen die Enge der Corona Monate hinter uns. Und fallen dann todmüde und vollgepumpt mit Sauerstoff ins Bett.

Mein Sohn dekoriert sich alles in 2 Minuten…
Unser Zimmer ist diesmal für 2 Personen ausgerichtet. Letztes Mal hatten wir ein großes 6er Zimmer. Die Zimmer variieren von 2er über 4er zu 6er Zimmer – immer mit eigenem Bad. Mein Sohn macht es sich oben auf dem Hochbett gemütlich. Es ist alles da, was man braucht. Das Haupthaus wurde kürzlich saniert, die Bäder sind tipptopp, die Betten neu mit kleinen Ablagen für die Bücher oder wie bei meinem Sohn – die Stofftiere.
Lauter schöne Dinge ganz in der Nähe
- Unweit des Klaarstrand Gruppengästehaus, auf dem Weg nach Kampen liegt der Sagenwald. Hier wurde die Corona Zeit sinnvoll genutzt und der Sagenwald in Schuss gebracht. Man spaziert durch den Wald und erfährt Vieles über die Sylter Seeräuber, tapfere Freiheitskämpfer, Zwergenkönige und den Eierdieb Finn. Man kriegt also quasi eine Märchenstunde, während man durch den Wald spaziert.
- Der Tierpark in Tinnum ist für alle Tierfans ein MUST! Er wird privat geleitet, liebevoll gepflegt und gehegt. Mit Tretbooten kann man über den kleinen Teich fahren oder auf dem Spielplatz noch eine Runde toben, bevor man wieder Tiere füttern geht.
- An einem Tag erlaufen wir uns die Insel, fangen morgens mit dem zweiten Kaffee in der Landbäckerei Jessen an und laufen dann weiter durch das malerische Sylt, über Felder, vorbei an Wildblumen bis zur Kaffee Kupferkanne in Kampen. Als der Regen einsetzt, hüpfen wir in den Bus, der uns zurückbringt und direkt vor dem hervorragenden Fischrestaurant Blum absetzt – mit einem super Mittagstisch. (Die Bratkartoffeln sind saulecker!)
Eine Woche nach uns fuhr ein Freund von mir mit seinen beiden, noch wirklich kleinen Kindern ins Klaarstrand Gruppengästehaus. Nach 2 Tagen vor Ort, schrieb er mir: „Wahnsinn! Das ist so herrlich hier. Super Essen, voll freundlich. Und meine Kinder haben auch noch Spielkameraden gefunden. Das heißt, ich sitze auf der Wiese und habe Urlaub! URLAUB!“
Wer also noch auf der Suche nach einer schönen und herzlichen Unterkunft auf Sylt ist, wer im Herbst nochmal raus möchte, die Weite sehen und Natur tanken möchte, der sollte jetzt ganz schnell buchen. Packt die Kinder ein, vielleicht noch gleich ein paar Freunde – denn Zimmer gibt es genug und Natur tanken, bevor der Winter kommt, macht immer Sinn! Und wer wissen möchte, wie wir unseren Herbst dort verbracht haben, der kann es hier nachlesen!
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