Wer von euch hat den Film „Best Exotic Marigold Hotel“ gesehen, in dem eine Gruppe britischer Senioren aus den unterschiedlichsten Gründen nach Indien reist? Wer ihn gesehen hat, der hat es heute einfacher (bitte einfach den Film vor dem inneren Auge ablaufen lassen), alle anderen dürfen trotzdem weiter lesen, sollten sich den Film aber unbedingt anschauen. (Judy Dench, Bill Nighy und Maggie Smith sind einfach umwerfend.)
Nach den wilden, vollen Tagen in Colombo wollten wir nur eins: An den weißen Strand und viel Ruhe. „Fahrt doch in die Club Villa Bentota“, riet uns unser Urlaub-Mastermind Anja und übernahm sogar noch die Reservierung des Boutiquehotels, das in Bentota liegt.
Warum es mich so an das Best Exotic Marigold Hotel aus dem Film erinnert? Weil die Club Villa Bentota den Charme des Unperfekten und somit Unprätentiösen hat. Und trotz allem oder gerade deswegen eine große Herzlichkeit austrahlt.
Der Putz der glanzvollen Jahre blättert bereits ab. Die Kellner haben viel „personality“, wie man im Englischen sagen würde. Unser Frühstückskellner gewinnt auf jeden Fall den Preis für den am „Beleidigter Blick ohne äußeren Anlass“, aber auch den Preis für „Größtmögliche Geduld beim Füttern der Streifenhörnchen zusammen mit Sam“. Mit dem Concierge der Club Villa Bentota hat sich Sam gleich am ersten Tag angefreundet. Die beiden unterhielten sich ausgiebig über die Fische im Teich und ab Tag 2 wußte Sam, wo das Frischfutter zu finden war (2.Schublade von oben im Sekretär des Concierge) und durfte sich eigenständig bedienen.
Es kann auch passieren, dass man den Roomservice daran erinnern muss, wie wenig Sinn es macht, die Zimmer erst abends um 19 Uhr aufzuräumen. Dafür aber hat Sam jeden Tag ein neues Tier aus Handtüchern auf dem Bett liegen und die Freude der „Künstler“ ist riesengroß, wenn Sam vor Begeisterung quietscht. Mein persönlicher Favorit ist das Krokodil, das eine von Sams Katzen im Maul hat und dazu seine Sonnenbrille trägt.
Das Hotel verfügt nur über 17 Zimmer. Wer mit mehr als einem Kind reist, der sollte die Clubsuite buchen. Die hat ein separates Wohnzimmer, viel Platz für extra Betten und vor allem diesen sensationellen Wasserhahn in einem gigantisch großen Badezimmer mit Freiluftdusche. Alle anderen Zimmer haben aber alle eine Empore mit einem dritten Bett. Man ist hier auf Familien eingestellt.
Es gibt unendlich viele ruhige Ecken in dem Hotel und der Garten und seine kleinen Patios sind so großzügig, dass man sich hervorragend darin zurückziehen kann (Bis einen das eigene Kind findet).
Der Pool ist auch für Kinder absolut ideal. Über die Längsseite gibt es eine 1, 20 Meter breite Stufe, die nur 30 cm tief ist.
Das heißt, Sam saß jeden Tag nicht weniger als 3 Stunden lang im Pool und spielte mit seinen Playmobildrachen, während wir Bücher verschlangen oder King Coconut tranken.
Wie in den meisten Hotels wird auch in der Club Villa Bentota immer europäisches Essen angeboten. Das ist solide und Sam war glücklich, aber die richtige Kochkunst entfaltet sich erst, wenn man die Currys bestellt oder das Sri Lankesische Breakfast. Das ist dann wirklich eine Entdeckung.
Die Kolonialzeit hat auch hier ihre Spuren hinterlassen. Am Nachmittag ist natürlich immer teatime mit selbstgebackenem Kuchen, Plätzchen oder kleinen Teigtaschen. Sam war grundsätzlich zusammen mit einer englischen Lady der Erste am Tee-Buffet.
„Ein paarmal am Tag fährt ein Zug durch den Garten“, hatte uns Anja vorgewarnt. Hä? Wie? Ein ZUG?? Aber tatsächlich. Etwa einmal pro Stunde tutet es laut und ein Zug fährt hinter dem Gartenzaun vorbei – wie aus dem Bilderbuch – vollbesetzt mit Menschen, die aus den Türen hängen. Nachts fahren die Züge nicht und interessanterweise ist die Szenerie so schrullig, dass man sie die ersten Male zwar sehr interessiert verfolgt aber dann auch vergisst.
Wenn man über die Bahngleise geht und durch die Mangroven wandert, dann landet man an einem unglaublichen schönen, menschenleeren Strand. Mit der Strömung muss man hier aufpassen, aber wir sind stundenlang über Wellen gesprungen, haben Sandburgen gebaut und Krebse gesucht.
„Ich habe das Gefühl, wir gehören schon zum Inventar“, sagt Marc nach einer Woche. „Time to go!“ Die Fluktuation ist in allen Hotels so groß, dass wir mit unseren 6 Nächten quasi schon den Stammgaststatus haben. Und so machten wir uns auf, um weiter die Küste hochzufahren.
What to do in Bentota:
Bentota Stadt ist nicht besonders schön. Man kann ein bisschen durch die Straßen laufen und in den Souvenirläden stöbern. Kleiner Tipp: Nie mit einem TukTuk-Fahrer in ein Geschäft gehen oder sich von einem hilfsbereiten Einwohner durch die Läden führen lassen. Die Preise steigen um das Dreifache, da die jeweiligen Fremdenführer Provisionen erhalten.
Brief Garden – ein Must!
Am besten lässt man sich von einem TukTuk nach Brief Garden fahren, das ca. 30 Minuten von Bentota entfernt liegt. Der Künstler Bevis Bawa, Bruder des berühmten Architekten Geoffrey Bawa, hat sich hier ein wunderschönes Anwesen auf einer ehemaligen Kautschukplantage errichtet. Die Gartenanlage ist fantastisch und das Haus mit unendlichen vielen Kunstwerken und alten Fotos mehr als nur Zeitgeschichte. Nach seinem Tod vermachte er das Grundstück seinen Angestellten. Brief Garden ist täglich von 8 – 17 Uhr geöffnet, Eintritt 1000 LKR.
Riversafari
Für ca. 30 Dollar kann man eine zweieinhalbstündige Riversafari buchen. Einfach im Hotel nachfragen oder sich von einem TukTuk-Fahrer zu einer Anlegestelle bringen lassen. Es ist wirklich traumhaft und tief beeindruckend, durch die Mangroven zu fahren.
Und Warane in der freien Wildbahn zu beobachten.
Turtle Hatchery
Nur eine der Wasserschildkrötenfarmen hat eine offizielle Erlaubnis Schildkröten zu züchten und kranke Tiere zu pflegen und zwar das Induruwa Sea Turtels Conservation Project. Alle anderen sind an Restaurants angeschlossen und wollen eigentlich nur ihr Abendessen verkaufen.
Drei Brüder, die beim Tauchen immer wieder verletzte oder tote Schildkröten gefunden haben – was der Überfischung und der Umweltverschmutzung zuzuschreiben ist – haben sich vor ein paar Jahren entschlossen, dieses Projekt ins Leben zu rufen. Sie wollten zum einen auf das Thema aufmerksam machen, aber auch Schildkröten züchten, sie schlüpfen lassen und dann in der freien Wildbahn aussetzen, um so den Bestand zu sichern. Hier erfährt man alles über die Sea Turtles und man darf dabei sein und mithelfen, wenn frisch geschlüpfte Schildkröten wieder ins Meer ausgesetzt werden. Großartig!
Auch auf die Gefahr hin, wie ein Schundroman zu klingen: Fortsetzung mit noch mehr Infos über unsere Reise folgt!
Tags: Bentota Reisen
2 Comments
Ganz tolle Fotos und ein witziger Reisebericht! LG Nina
Danke Dir, liebe Nina!