90 % der geflüchteten Frauen würden gerne arbeiten. Aber wie soll das gehen? Wenn man in einem Flüchtlingsheim sitzt? In einem fremdem Land? In der eine fremde Sprache gesprochen wird? In einer Kultur, in der so vieles anders ist? Den Kopf voller Sorgen über die Familie und Freunde, die man zurückgelassen hat, und über eine nicht kalkulierbare Zukunft. Wo fängt man an?
Laura Esnaola, Geschäftsführerin von Care.com, beschloss zusammen mit Ralph Achenbach, der für das IRC ein Büro in Berlin aufbauen sollte: Wir müssen was tun. Das IRC ist das International Rescue Comittee, zu dessen Gründungsmitgliedern zum Beispiel auch Albert Einstein gehört, der es nach seiner Flucht vor den Nazis nach Amerika mit anderen ins Leben gerufen hat. Es unterstützt Flüchtlinge auf der Flucht und in den Camps – von Notfall-Kits bis zu langfristigen Hilfen.
Wir haben über eine Millionen Flüchtlinge in unserem Land. Die sind nicht hier, weil Deutschland so schön ist. Sondern weil sie in ihren Ländern keine Perspektive mehr hatten, Man verlässt seine Heimat nicht und setzt sich und seine Kinder in ein überfülltes, aufblasbares Boot, wenn das nicht sicherer erscheint als zu bleiben.
Laura ging in Flüchtlingscamps und unterhielt sich mit den Frauen. Was brauchen sie? Was wünschen sie sich? Welche Qualifikationen bringen sie mit? Viele der Berufe, wie Altenpflege und Kinderbetreuung, werden in den Herkunftsländern der Frauen innerhalb der Familie gestemmt. Aber hier in Deutschland herrscht ein großer Bedarf an Erziehern oder Pflegepersonal.
Und damit war der Grundstein für Care Forward gelegt: Ein Berufsorientierungsprogramm für geflüchtete Frauen. Denn zur großen Überraschung von Laura und Ralph gab es damals keine Angebote, die sich speziell an die Bedürfnisse dieser Frauen richtet. Obwohl die Talente dieser Mütter und Frauen gefragt sind. Obwohl sie ein wichtiger Baustein sein können, um dem Fachkräftemangel im Sozial- und Gesundheitswesen zu begegnen. Natürlich können nicht alle sofort Lehrerinnen werden. Was diese Frauen jedoch eint, ist ihr großes Verständnis und ihr Respekt für diese Berufe, denn sie haben die familiäre Betreuungsarbeit geschultert.
Und so ging es los: Mit Deutschkursen, Praktika, Ausbildungen, Unterstützung wenn es um Verträge geht. Auch die Kinderbetreuung während der Kurse ist gewährleistet. Bis Ende 2018 sind bereits 200 Frauen mit diesem Programm gecoacht worden. Das ist großartig. Denn einen Beruf auszuüben, ist für Geflüchtete entscheidend, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Es gibt ihnen die Würde zurück. Es gibt ihnen das Gefühl, etwas beizutragen. Und wir können nur voneinander lernen und uns kennenlernen, wenn wir uns auch im Alltag begegnen.
Es gibt noch viel zu tun! Und dafür braucht man Geld. Mein Buch „Mütter aus Deutschland“ ist nur ein kleiner Beitrag dazu.
Als ich mit Laura zusammensaß und die Idee zu „Mütter in Deutschland“ entstand, war uns klar: Wir wollen den Kreis der Wertschätzung und Wertschöpfung schließen– das Buch soll ein Buch von einer Mutter über Mütter für Mütter werden. Und deshalb geht auch ein Großteil der Erlöse Care Forward.
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