Im vergangenen Sommer habe ich euch gefragt, wer mir seine Geschichte erzählen möchte, wer mit mir sein Leben, seine Wünsche, seine Erfahrungen und Herausforderungen als Mutter teilen möchte. Ich hatte innerhalb von ein paar Stunden Hunderte von Mails. Und war ehrlich gesagt überfordert, gerührt und fasziniert zugleich – von euren Geschichten, von dem Wunsch zu teilen und von eurem Vertrauen. Dass ihr mir – ohne mich persönlich zu kennen – so viel anvertrauen wolltet.
Die Latte hing hoch. Ich hatte nicht wirklich Ahnung, auf was ich mich da eingelassen hatte. Aber ich wusste, dass ich versuchen wollte, diesem Vertrauen gerecht zu werden. Nur 30 Mütter konnte ich für das Buch interviewen. Das war schon mal die Qual der Wahl, denn ich wollte die größtmögliche Vielfalt zeigen.
Eine Reise quer durch die Republik
Im letzten Sommer bin ich dann durch ganz Deutschland gereist und habe mich mit 30 Müttern unterhalten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und die ganz verschiedenen Lebenskonzepten folgen – Mütter, die früh Kinder bekommen haben, späte Mütter, alleinerziehende, verheiratete, in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften lebende. Mütter, die Vollzeit arbeiten, Mütter, die sich entschieden haben, ihre Zeit ganz den Kindern und der Familie zu widmen, Mütter, die kämpfen, hadern, Mütter, die glücklich sind mit dem, was ist. Mütter mit den unterschiedlichsten Herkunftsgeschichten, Mütter, die ihre Kinder adoptiert haben oder selbst adoptiert wurden. Mütter mit Kindern, die besondere Unterstützung brauchen. Aber alle vereinte, dass es ‚Mütter aus Deutschland’ sind.
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann
Diese 30 Frauen sind natürlich nur ein Puzzleteil in dem großen Bild „Mutter“. Ich bin Frauen begegnet, die mich tief berührt und beeindruckt haben. Und unglaublich inspiriert – mit ihrem Mut, ihren Entscheidungen, ihrer Kraft, ihrem Leben. Und aus jedem Gespräch bin ich mit dem Gedanken gegangen: „Ach, so macht sie das!“ oder „So sieht sie das! Interessant. Muss ich mal drüber nachdenken.“
Jede Mutter ist anders. Und wenn ich immer lauthals behauptet habe, wie offen ich bin, musste ich selbst mit ganz vielen Klischees und in ziemlich vielen Schubladen aufräumen. Denn hinter jeder Geschichte steckt eine Geschichte. Jedes Leben ist einzigartig mit seinen Höhen, Tiefen, Ansprüchen und Prüfungen. Und wenn man sich die Mühe macht, genau hinzusehen, dann sind schnelle Bewertungen gar nicht mehr so einfach. Denn wir sind ja nicht nur Mütter, sondern auch Töchter, geprägt von unseren Müttern, die auch Mütter hatten oder haben.
Entstanden ist ein Buch von einer Mutter, über Mütter, für Mütter.
Wenn ich manchmal das Gefühl habe, allein mit allem dazustehen, dann lese ich diese Interviews und sehe in die Gesichter dieser Frauen. Das gibt mir wieder neue Energie. Ich spüre eine große Verbundenheit, es gibt mir das Gefühl von Zusammengehörigkeit – wie eine Stammeszugehörigkeit. Weil mich die Frauen daran erinnern, wie gut es tut, mit so vielen Verbündeten in einem „Mütterboot“ zu sitzen. Gemeinsam ist man immer stärker.
Und so geht’s weiter
Das Buch wird am Samstag, den 11.Mai 2019 um 14 Uhr in Berlin im Rahmen der MummyMag Roadshow im Wunderhouse Berlin gelaunched. Und weil die Erlöse ja an Care Forward gehen – einem Programm für geflüchtete Frauen – machen wir mit dem Kladde Verlag noch eine Crowdfunding Kampagne, um noch mehr Ausbildungsstunden für Frauen in dem Programm zu finanzieren.
Bei der Kampagne kann man das Buch vorab bekommen – mit Signatur. Oder bestellt sich eins der coolen Notizbücher oder T- Shirts mit dem Hashtag #MOMSAREMOMS. Im Buchhandel und bei Amazon ist das Buch dann ab dem 10. Juni 2019 erhältlich.
Wer immer up to date sein möchte, der folgt dem Mütterbuch auf Instagram. Dem Fotografen Mujo Kazmi könnt ihr auf Instagram folgen oder auf seiner Homepage besuchen.
Ich bin ja mit ein paar Fragen im Kopf auf meine Buchreise gestartet: Wie ist es, in Deutschland Mutter zu sein? Wir leben in einem so reichen und sicheren Land, haben aber im Schnitt nur 1,6 Kinder. Liegt das an gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Gründen? Hat es mit der deutschen Mentalität zu tun? Was ist eigentlich Deutsch, wenn mittlerweile jedes fünfte Kind eine Mutter mit Migrationshintergrund hat?
Habe ich Antworten auf die Fragen bekommen? Zum Teil. Vor allem hat es sich aber gezeigt, wie komplex das Thema ist, und dass es keine einfachen Antworten gibt. Ein Wandel wird nur stattfinden, wenn alle bereit sind, ihn mitzugestalten und ihren Beitrag zu leisten – Gesellschaft, Politik, Arbeitgeber – jeder Einzelne.
Ich hoffe so sehr, dass euch die Geschichten so inspirieren wie mich. Und an alle, die mir geschrieben haben, aber leider nicht im Buch sein konnten: Eure Energie ist mit dabei!
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[…] aus Deutschland“ gegeben, das ich Euch von Herzen empfehlen möchte (unbeauftragte Werbung!). Tanya Neufeldt porträtiert darin ganz unterschiedliche Mütter mit ganz unterschiedlichen Familiengeschichten und […]