Sams neue Lieblingswörter sind „Kakawurst“, „Pupsknödel“ und „stinky Handkäse“. Am liebsten würde er den ganzen Tag mit diesen drei Wörtern bestreiten und genau genommen schafft er das auch zu 95 %.
Schon morgens wird man mit einem lieblichen: „Mama, Papa isse Pupsknödel“ und einem darauffolgenden Lachanfall geweckt. Beim Frühstück frage ich: „Willst Du Kakao“ und ernte ein: „Nein, Kaaakaaaawurst!!“ ebenfalls gefolgt von einem fast hysterischen Lachen.
Auf dem Weg zur Kita sitzt er, bewaffnet mit Schwert und Stoffhase in seinem Buggy und brüllt ohne Atempause: „Kakawurst, Pupsknödel, Kakawurst, Pupsknödel, stinky Handkäse…“, dass man meinen könnte, Sam hätte das Tourette-Syndrom. Ich habe immer das Bedürfnis mich bei allen Passanten zu entschuldigen, lasse es dann aber doch und starre einfach stur gerade aus.
Ich meine, was soll ich machen? Wenn wir zu Hause sind und er „Kakawurst“ brüllt, dann schalte ich mittlerweile auf Durchzug. Wie heißt es so schön? Energy follows attention und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass er irgendwann gelangweilt ist, dass ich so gar nicht reagiere.
Wenn wir allerdings im Supermarkt an der Kasse stehen (vor uns zehn Kunden und hinter uns zehn weitere, allesamt übellaunig und tatsächlich ganz schön Kakawurst!!) oder wir zu Besuch bei Leuten, die wir nicht so gut kennen. Dann kriegt er mich natürlich. Ich werde sofort feuerrot und bin in den Köpfen der anderen drin, die in etwa folgendes denken: „Oh Mann, die hat ihren Sohn aber auch so gar nicht im Griff.“
Da ist auch bestimmt viel Wahres dran, aber eigentlich haben die mich ja viel mehr im Griff, als ich Sam jemals haben könnte. Denn während ich zu Hause Sams Tourette-Anfälle einfach überhöre, sage ich unter den Augen der Öffentlichkeit so sinnvolle Dinge wie: „Sam, hör‘ SOFORT auf, das will niemand hören.“.Ich könnte auch Öl ins Feuer gießen. Der Effekt ist identisch. Und während ich damit beschäftigt bin, meiner Umwelt zu beweisen, was für eine konsequente Mutter ich bin, die auch mal hart durchgreift, höre ich meine innere Stimme, die keift: „Lucie, hast du noch alle Tassen im Schrank? Seit wann ist es dir so wichtig, was die Leute um dich herum denken?“
Mist, ich bin also mit meiner Gefallsucht viel eher das Problem, als die Kakawurst-Tiraden meines Sohnes. Das hört sich nach mindestens 10 Stunden Therapie oder sogar Familienaufstellung an. Vielleicht finde ich aber auch ein Kapitel bei Jesper Juul dazu, dass mir die Stunden erspart. Ich frag mal Raffaella, ob die mir ein Buch dazu empfehlen kann.
Gestern rennt Sam auf mich zu und brüllt: „Kakawurst!!!“ und ich sah ihn an und frage: „Was, ich bin eine Kakawurst??“ Er wird sofort sanft wie ein Lamm und sagt: „Nein, Mama, du bist nicht Kakawurst. Du bist lieb. Du bist Starwars.“
Wer ein schöneres Kompliment zu bieten hat, der werfe den ersten Stein, oder schreibt es mir!
Tags: Fluchen Jesper Juul Vorbild
7 Comments
Du bist Starwars! Auch beim schreiben! <3
WOW!! U made my day! Ich dachte eher an Komplimente, die ihr von Euren Rabauken bekommen habt, aber Dein Kompliment, Dani, ist der Hammer. Das drucke ich mir aus und klebe es mir ans Laptop! DANKE!
Ein schöneres Kompliment? Nein, ich will das Kompliment, welches Sam seiner Mama gemacht hat nicht schmälern. Aber das hier ist auch toll gewesen ;-)… Die Erinnerung daran läßt mich noch heute schweben.
http://2papatyam.blogspot.de/2011/11/liebeserklarung-der-besonderen-art.html
Liebes Pünktchen, das Kompliment ist allerdings wirklich sensationell!! Die haben’s echt raus, die Kleinen…
Das müssen sie auch drauf haben: schließlich wollen sie später die Damenwelt erobern, nicht wahr?!
Bis dahin sollten wir Ihnen nur beigebracht haben , dass „Du bist meine Wurst“ oder „Du bist Starwars“ eventuell auch ein Bumerang werden könnte…. 🙂
Oh, da mache ich mir keine Sorgen, Lucie. Das haben die irgendwann von selber raus. Ganz sicher. So sicher, wie sie uns jetzt um den Finger wickeln können und Eisberge zum Schmelzen bringen. Ist bestimmt irgendwo in den Genen drin. Im Zweifelsfalle weiß Raffaella bestimmt Rat ;-).