Seit Monaten, ach Jahren plagen wir uns mit der Haustierfrage herum. Der Versuch mit Fischen endete in Überflutung und Gemetzel (hier nachzulesen) und Hunde leihen wir uns grundsätzlich nur aus.
Aber als die Nachbarstochter Greta einen Hamster bekam und ihr Vater mir zuflüsterte: „Damit kann man nichts falsch machen, Lucie, die kann man 3 – 4 Tage alleine lassen und die halten sowieso nur maximal 3 Jahre“, da fing es bei mir im Hinterkopf an zu arbeiten. Warum eigentlich nicht? Vergangenes Wochenende ist es soweit. Wir kaufen einen Hamster.
Ich muss dazu sagen: Mein Wissen über Hamster beschränkt sich auf die Aussage von Gretas Vater. Ansonsten kann ich noch nicht einmal einen Goldhamster von einem Zwerghamster unterscheiden und würde beide wahrscheinlich auch sofort mit einem Meerschweinchen verwechseln.
Freitagnachmittag erinnert mich also mein Sohn, dass wir ausgemacht hatten, dieses Wochenende einen zu kaufen. Panisch fange ich nachmittags um 16.45 Uhr mit der Recherche an, wo man einen bekommen kann. Zoohandlungen sind so gut wie ausgestorben. Im Netz lande ich in Hamsterforen wie „Knopfauge.de“ oder „mysweetlittlesunshines“. Ich ahne jetzt schon, dass das eine Welt für sich ist. Und ich bin mir nicht sicher, wie tief ich da eintauchen will. Aber dafür ist es jetzt zu spät.
Sam macht Druck, ich telefoniere mich von Hamsterzüchter zu Hamsterzüchter, lande schlussendlich bei Dana, die welche zu verkaufen hat. Samstagmittag dürfen wir ihn abholen.
Samstagmorgen stehen Sam und ich bereits vor der regulären Öffnungszeit vor dem Geschäft Fressnapf, das ich bisher nur aus der Werbung im Radio kenne. Und das reicht eigentlich auch.
Eine hagere Dame berät uns und merkt nach 2,5 Sekunden, dass wir nicht nur blutige Amateure sind, sondern natürlich auch völlig unvorbereitet. Mir steht nach 5 Minuten der Schweiß auf der Stirn. Es gibt Heu wahlweise mit Hibiscus, Pfefferminz oder Karotten durchsetzt.
„Das Hanfstreu ist besonders zu empfehlen“, werden wir belehrt, „ aber man kann natürlich auch das billigere Produkt nehmen“. Abschätzender Blick inklusive, als ich nach dem billigeren greife. Dazu gibt es Bio – Hamsterfutter und Leckerlies für den Hamster mit getrockneten Heuschrecken aus Kanada.
„Ist es denn ein Goldhamster oder Zwerghamster“, fragt mich die Verkäuferin. Ist das eine Fangfrage? Ich habe keinen blassen Dunst und sehe ratsuchend Sam an. „Zwerghamster!“, sagt der genervt.
Es ist 9.10 Uhr morgens, ich hatte nur einen Kaffee und das Zusammenstellen des Hamsterzubehörs stellt sich als Wissenschaft raus. Verzweifelt schaue ich Sam an: „Wollen wir nicht doch lieber Fische?“ Er rollt mit den Augen: „Boring, Mama!“ Also, ich finde Fische gar nicht langweilig.
€ 114,98 später oder sagen wir ärmer verlassen wir den Laden, um ihn 4 Minuten später wieder zu betreten, weil wir vergessen haben, die Transportbox zu kaufen.
„Wie willst du deinen Hamster nennen?“, frage ich ihn auf dem Weg zur Hamsterzüchterin. „Forelle!“, lautet die prompte Antwort. Ich bin verständlicherweise verdattert. „Ich finde, auf dem einen Bild hatte der Hamster eine Farbe wie eine Forelle.“ Alles klar.
Beim Züchter angekommen, haben wir die Qual der Wahl. Forelle ist leider schon reserviert. Es ist noch Emil frei. Ein weißbeiger kleiner Hamster. Goldhamster wie sich rausstellt. Nix Zwerghamster. Die werden so ca. 18 – 20 cm groß. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Ich wollte doch einen Zwerghamster. Sind wir beim falschen Züchter gelandet? Zu spät. Emil kommt in die Transportbox und wird auf der Rückfahrt auf den Namen Emil Forelle getauft, „weil er ja einen Nachnamen braucht.“
So, und jetzt habe ich den Salat. Jetzt habe ich Emil Forelle an der Hacke. Es wird bestimmt unterhaltsam. Also, für euch. Er bekommt auf jeden Fall seine eigene Rubrik und bei dem Namen eventuell auch seinen eigenen Blog… stay tuned.
P.S. Fotos gibt es noch nicht. Emil Forelle ist ausgesprochen scheu. Die Paparazzi liegt aber vor seinem Haus auf der Lauer.
3 Comments
Mal wieder echt köstlich, habe mich sehr amüsiert. Bei uns mussten es damals Meerschweinchen sein. O-Ton unserer Tochter, mit Hamstern kann man nicht viel anfangen, die pennen tagsüber. Also wurden es zwei Meerschweinchendamen, Mucki und Lisa. Echt niedlich, sehr zutraulich.
Zuerst war unsere Tochter Feuer und Flamme, hat beim Käfig saubermachen geholfen usw. Wir haben die Schweinchen auch bei uns auf dem Flur laufen lassen, und sie haben mit leeren Klopapierrollen gespielt. Wenn jemand nach Hause gekommen ist, war Halligalli im Käfig. Die haben immer so getan, als wären sie halb verhungert, und wollten Leckerli. Wenn ich in der Küche war, dann sind sie am Käfig hoch, als wollten sie raus, und haben erst Ruhe gegeben, wenn sie ihre Möhre hatten.
Die Euphorie unserer Tochter hat mit der Zeit immer mehr nachgelassen, und wer hat sich dann um alles allein gekümmert?? Mama! Also ich!! Mein Mann und ich saßen abends auf dem Sofa, jeder eine kleine Sau auf dem Schoß, und haben mit denen gekuschelt. Sie sind uns wirklich SEHR ans Herz gewachsen. Aber irgendwann nach Jahren wurden sie auch krank, und wer war damit beim Tierarzt? Ich! Wer war dabei und musste die Schweinchen halten, wenn sie operiert worden sind? Ich! Wer war dabei, als sie eingeschläfert worden sind? Ich!
Mit Hamstern kenne ich mich nicht so aus, aber die Schweinchen waren wie Familienmitglieder, sie wurden von uns allen heiß und innig geliebt, und wir hatten sehr viel Freude daran. Ich gehe jeden Tag an einer Zoohandlung vorbei, ich glaube es ist die letzte in H. Und wenn der Meerschweinchen im Fenster hat überlege ich tatsächlich, ob wir uns (Tochter ist schon lange aus dem Haus) nicht doch nochmal ein oder zwei Schweine zulegen!
Herrlich – wie das immer so ist… ;D Viel Spaß mit eurem Nagetier!
Mal sehen, wann ich dem „Druck“ unseres Großen nachgeben werde und sein lang ersehntes Haustier bei uns einziehen lassen werde. Aktuell soll es ein Zwergkaninchen sein oder doch ein Hamster….?!? 🙂
Liebe Grüße auch an Emil,
Verena
Hallo,
erstmal viel Freude mit dem neuen Haustier!
Ich bin selbst Hamsterbesitzer und habe deswegen auch ein bisschen Magenschmerzen bekommen, als die Rede von der Beratung im Zooladen war. Hamster werden als relativ kleine und leider sehr kurz lebende Haustiere gerne unterschätzt und im Laden werden einem völlig überteuerte, aber dafür sehr kleine Gehege verkauft.
Hamster leben in der Natur in selbstgegrabenen, unterirdischen Höhlen und kommen in der Dämmerung heraus, um nach Nahrung zu suchen, wobei sie dabei viele Kilometer zurücklegen können. Für ein artgerechtes Zuhause bieten sich deshalb Aquarien (z.B. 100x50x50) an, die mit mindestens 20 cm festgedrückter Streu (ganz normaler Kleintierstreu, kein Hanf, darin halten die Gänge nicht) gefüllt werden. Die Streu muss auch nicht ständig ausgetauscht werden, sondern bleibt eigentlich ein Hamsterleben lang drin und es werden nur Teile ausgetauscht, wenn sie verdreckt sind. Ein schönes Häuschen, ein Laufrad (mit ausreichend großem Durchmesser, damit die Wirbelsäule nicht gebogen wird), eine Buddelbox mit Sand und ein paar Verstecke dazu und ein schönes Hamstergehege ist fertig. Die Größe des Geheges sollte dabei 0,5 qm nicht unterschreiten, um dem Hamster genügend Platz zu bieten.
Übrigens gibt es auch ganz „normale“ Hamsterforen (www.das-hamsterforum.de), die sich mit artgerechter Haltung befassen, wo man viele Informationen bekommt und auch Hamster vermittelt werden.
Viele Grüße