Wir sind in unserem neuen Zuhause angekommen. Gut, die Küche ist noch nicht fertig. Wir werden die nächsten 3-4 Wochen mit Pantryküche campen und unter der Badewanne liegt – während ich das hier schreibe – noch ein Handwerker und versucht sie anzuschließen. Aber sonst? Ein Traum! Sie ist größer, schöner, bessere Lage, schönerer Blick.
„Mama, ich fühle mich irgendwie nicht so wohl…“, sagte Sam, als ich ihn gestern das erste Mal in seinem neuen Zimmer ins Bett bringe. „Nicht schon wieder ein Virus!“, schießt es mir durch den Kopf, denn wir haben in den letzten Wochen von Windpocken bis Magen-Darm alles mitgenommen, was zu kriegen war.
„Nein, ich glaube ich habe so was wie… wie Heimweh…“, sagt er und kämpft mit den Tränen.
„Wirklich?“, sage ich. „Obwohl diese Wohnung viel größer und schöner ist als die alte?“.
Er nickt: „Ich kenne das hier ja alles noch nicht. Alles ist neu. Ich muss mich erst gewöhnen.“
Ich kuschele mich zu ihm und sage: „Was mochtest du denn so gerne an der alten Wohnung?“
„Dass wir den Nachbarn ins Zimmer gucken konnten und die sich immer so lustig angezogen haben.“
Ja, das stimmt. Wir hatten ein schwules Pärchen gegenüber, das die sensationellsten Glitzeranzüge trug, wenn es am Wochenende auf die Piste ging.
„Ich mochte den Glitzerstern an der Wand über meinem Bett!“, fährt er fort.
„Der war auch schön! Wir können gerne morgen hier auch welche an die Wand kleben, wenn du magst“, schlage ich vor.
„Und dass die Nachbarn eine Katze hatten!“, fügt er hinzu. Ich schaue ihn an und er grinst. Der weiß doch genau, wann und wie er seinen Tierwunsch anbringen muss…
„Kannst du meine Hand halten, bis ich einschlafe?“ Ich nicke. „Und den Rücken kraulen?“ Ach, diese kleine Kröte.
Als er eingeschlafen ist, laufe ich Slalom durch die Kisten in unserer neuen, schönen Wohnung. Der Sommerwind weht durch die offene Balkontür und ich denke: „Danke für’s Erinnern, Sam! Es ist nicht die perfekte Küche, der schönste Stuck und das beste Badezimmer, wodurch Wohnungen schön werden. Es sind die Menschen, die sie bewohnen, die Erinnerungen, die Gefühle und der kleine Glitzerstern an der Decke.“
4 Comments
Hallo Lucie,
wir stecken auch gerade mitten in den Vorbereitungen für einen (unfreiwilligen) Umzug…wir haben auch Heimweh, jetzt schon…das wird wieder!
Viele Grüße
Katrin
Liebe Katrin, ungewollt umziehen? Das ist ja gemein!! Ja, es wird tatsächlich und schon am nächsten Morgen war die kleine Seele angekommen und freute sich…Guten Umzug euch! Herzlich, Lucie
Wir denken gerade über einen Umzug nach. Nur 3 km entfernt, ruhigere Lage, größere Wohnung. Der Kopf sagt ja, das Herz will nach zehn Jahren Altbau nicht raus in das Neue… wir überlegen noch.
Verstehe ich voll! Aber wie sagt Herman Hesse „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“ In diesem Sinne… Sam ist mittlerweile total begeistert!! Seele musste nur nachreisen…