Während ich nach wie vor morgens vollkommen orientierungslos nach meiner Unterwäsche in der falschen Schublade suche, ist Sam total in Berlin angekommen und plant bereits seine Zukunft.
„Mama“, sagt er heute Morgen, „wenn ish ein grown up bin, dann will ish Superheroe – Dogwalker werden!“
Das wird bestimmt eine sensationelle Karriere. Dogwalker sind in Berlin zwar noch wenig bekannt, aber in London sind sie tatsächlich an der Tagesordnung und das Geschäft boomt. Denn ein Hund haben ist ja schön, aber noch besser ist, wenn man jemanden hat, der mit ihm raus geht, der die Hundehaufen weg macht, der den Hund zur Massage bringt und zum Friseur.
Auf unseren morgendlichen Spaziergängen zum Kindergarten haben wir immer mindestens 7 – 12 Dogwalker gesehen. Mein persönlicher Favorit: Ein ca. zwanzigjähriger Rastaman mit 13 Pincher. Die Leinen waren ein einziges Knäul, die Hunde drehten sich um seine Beine, ich konnte kaum weitergehen vor Lachen, aber Sam quietschte: „Oh, wie sweeeeet!“
An einem unserer letzten Spaziergänge zum Park begegneten wir einer Dogwalkerin mit drei Hunden: Ein Pudel an der Leine, ein alter keine-Ahnung-was-für eine-Sorte Hund, den sie in einem kleinen Kinderwagen vor sich herschiebt und eine Kleiner Kläffer (schwarz & zottelig), der diesem Ensemble hinterhertrottete. Sam ist entzückt und fängt den üblichen Smalltalk an („What is their name? Can I pet them? The weather is nice today!“).
Die Dogwalkerin, die auch noch Lucie heißt, sieht ihre große Chance, neue Klienten zu akquirieren und legt los: „Why don’t you have a dog?“ Ich grummele etwas von „viel reisen“ und so, aber sie lässt nicht locker und drückt Sam gleich ihre Visitenkarte in die Hand: „Tell your Mommy you need a dog and I will walk him!“. DAS war wirklich eine Frechheit. Ich lächele englisch – freundlich, würde ihr aber am liebsten ins Gesicht springen. Sam ist begeistert. An der nächsten Ecke biegen wir ab (obwohl wir einen Umweg gehen), nur um ihrer fatalen Aura zu entkommen.
So, und jetzt will Sam Superheroe – Dogwalker werden.
„Was ist das denn genau?“, frage ich. „Also“, legt er los und schaut sehr wichtig und ernst drein, „das ist eine Dogwalker, der dogs nimmt, die keine Zuhause haben. Und dann mach ich ein Cape über die dogs und mache magic: Abracadabra! Und dann sind es meine superheroe dogs.“
Sehr interessant. Und auch so rührend, dass er sich um Hunde kümmern will, die sonst keiner will. Ich schlage vor, dass er erstmal den Hund von unseren Nachbarn ausführt. Zum Üben. Er ist begeistert. „Dann kannst du auch üben, wie man die Hundehaufen weg macht.“ Er heult sofort los.
Wahnsinn, wie Kinder aus dem Stand die großen Krokodilstränen produzieren und damit schießen können. „Ish will kein dog pooh aufhebe! Das machst duuu!“
Ha! Wusste ich es doch! No way, mein Freund. Dann musst du deine Magic auch beim dog pooh walten lassen…hier ist Ende Gelände!
Schönen Mittwoch euch! Ich suche jetzt mal meinen Bikini… am Wochenende geht es nach Sardinien in den Urlaub!
Tags: Nervensägen
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