„Ein Palmtree“, quietscht Sam, als wir im Taxi sitzen, das uns vom Flughafen von Colombo in unserer Hotel bringt. Wir sind um 5 Uhr morgens gelandet und es hat knapp zwei Stunden gedauert, bis wir unser Gepäck hatten und es durch die „Immigrationschleuse“ geschafft haben. Unsere Passnummern stimmten nicht mit den angegebenen Passnummern auf unserem VISA überein. So wie bei ca. 30 % der anderen Fluggäste.
Also muss ich mich im Büro des immigration officer anstellen, das mit fluchenden Franzosen und übermüdeten Japanern gefüllt ist. Nach einer Stunde haben wir die richtigen Passnummern auf dem richtigen Visa und werden von einem immigration officer durchgewunken, der aussieht wie aus dem Bilderbuch: Pechschwarze Haare mit sanften Wellen und einem mit dem Lineal gezogenen Seitenscheitel. Die goldenen Knöpfe seiner weißen Uniform sind poliert. Ah, I love it already. Sam ist trotz Übermüdung von den Glitzer-Knöpfen fasziniert.
Am Schalter des Tourism Board lassen wir uns ein Taxi bestellen. Man hat zwar sofort Scharen von Taxifahrern um sich, die einem Fahrten anbieten, aber wenn man nicht in den ersten 2 Sekunden seines Aufenthalts in die Touristenfalle tappen möchte, dann ist man beim Tourism Board besser aufgehoben.
Und jetzt fahren wir in den Sonnenaufgang durch die laue Morgenluft. Sam hält wie ein kleiner Hund seine Nase aus dem Fenster. Nach 10 Minuten ist er erschöpft von seiner Quietschserie: „Noch ein Palmtree“. Er geht über zu: „Ich sag nur noch Palmtreefamily, Mama, das sind so viele.“
Wir haben uns für die erste Nacht das Colombo Courtyard ausgesucht. Ein kleines Hotel mit wunderschön eingerichteten Suiten, das vor allem über einen Pool verfügt. Das macht nach 13 Stunden Flug mit einem kleinen Kind einfach Sinn. Den Flug von Berlin nach Abu Dhabi (7 Stunden) hat Sam mit Bravour überstanden. Wir sind morgens um 11.30 Uhr in Berlin gestartet und als Sam den kleinen Bildschirm im Sitz vor sich entdeckte, strahlte er über das ganze Gesicht: „Ish habe meine eigene Fernseher“. Und ja, er hat noch nie soviel „Tom &Jerry“ geschaut wie auf diesem Flug, aber was soll’s? Ich sehe auf Langstreckenflügen auch gerne 3 Filme hintereinander. Das Kids-Menü, das wir vorbestellt hatten, war perfekt (Spaghetti Bolognese) und die 4 Brote, die ich zur Sicherheit für Sam geschmiert hatte, wurden als Snack zwischendrin weggemampft. (Tipp an Eltern mit kleinen Kindern: Packt genügend Snacks ein. Cracker, Müsliriegel, was auch immer. Bei soviel Aufregung kann man sich nur schwer an die Essenszeiten im Flugzeug halten.) Kurz vor Abu Dhabi wurde Sam unruhig und als wir noch 30 Minuten über dem Flughafen kreisten, wurde es uns allen lang. Was half: „Tom & Jerry“, Drache Kokosnuss – Hörbuch und vorlesen.
Durch die Verspätung mussten wir in Abu Dhabi zum anderen Gate sprinten. Man passiert ständig irgendwelche Sicherheitskontrollen, die aber so wirken, als wenn dort Kinder Polizei spielen: Keiner schaut genau hin, und selbst wenn es rot blinkt wird man nicht gecheckt. Der Sprint tut uns allen gut und ich jage Sam noch ein paar zusätzliche Runden durch die Gänge.
Der Flug hat dann doch Verspätung und wir genehmigen uns ein sehr ausgewogenes Abendessen bei McDonalds. Sam kann sein Glück nicht fassen. Bisher ist der Trip ganz nach seinem Geschmack verlaufen. Während wir einen McArabia essen (der übrigens saulecker ist – Note an McD: Bitte auch in Deutschland einführen), inhaliert Sam die Chicken McNuggets.
In Deutschland ist es jetzt 19.30 Uhr, bei Sam setzt die Müdigkeit = Quengeligkeit ein. Als wir endlich boarden ist er drüber und sagt in der Schlaufe: „Ich bin nicht müde, ich will nicht slafen!“ Wir haben sowieso nur viereinhalb Stunden Flug vor uns und werden am frühen Morgen in Colombo landen. Ich zwinge ihn und dann mich zu einem kurzen Nickerchen. Eine lange Nacht ist anders, aber auch nach der Ankunft trägt uns die Aufregung und die neuen Gerüche und Eindrücke über die Müdigkeit hinweg.
Im Hotel gibt es erst einmal ein ausführliches Frühstück. Dank der Engländer gibt es hier Eier und Toast für Sam, für uns das Sri Lankesische Frühstück: Milreis mit Curry – to die for! Die Abkühlung im Pool ist perfekt, die Ruhe des Hotels ebenfalls. Die Hotelangestellten sind entzückend mit Sam. Er darf die Fische füttern und auch sonst so ziemlich alles tun und lassen. Um 11 Uhr können wir alle nicht mehr gerade stehen und legen uns in das King Size Himmelbett und schlafen bis 15 Uhr. Wir hüpfen noch mal in den Pool, fahren mit dem Tuk-Tuk („Mama, können wir so ein Tuk-Tuk nach Berlin mitnehmen?“) zum Galle Face Green und schlendern an den kleinen Essensständen am Meer entlang. Sam bewundert die Schlangenbeschwörer und die Äffchen an den Leinen. Familien picknicken am Meer, es wird Fußball im Wasser gespielt und Cricket auf dem Green. Was für ein Traum!
Die Krabben und Topinambur Chips sind alle frittiert und wir wagen es. Unsere europäischen Mägen machen es zum Glück mit.
Am Abend sitzen wir auf der Dachterrasse des Hotels und schauen über die Stadt, ich gönne mir noch eine Jetlag Massage im Hotel (4 Hände und viel Öl und man wünscht sich, dass es niemals nimmer nich aufhört), bevor wir um 21 Uhr alle völlig erledigt wieder im Bett liegen. Wir schlafen durch bis zum nächste Morgen um 8 Uhr. Und sind bereit, Colombo zu entdecken!
Meine Tipps für das Reisen mit einem Kleinkind:
1.
Viel Zeit einplanen, Flüge nicht zu eng aneinander buchen und vor allem: Atmen! Langstreckenflüge sind Ausnahmesituationen, wenn man nicht James Bond ist und to go with the flow macht es für alle am erträglichsten. Auch nicht am ersten Tag gelich eine Sightseeing Tour buchen, sondern langsam ankommen.
2.
Colombo ist laut und heiß. Zum Ankommen macht ein ruhiges Hotel mit Pool oder Garten Sinn. Man kann sich abkühlen und langsam aklimatisieren.
3.
Sam isst eigentlich wirklich viel und probiert auch gerne neue Speisen. Aber das Essen ist eine Herausforderung für Kinder. Selbst wenn man mildes Huhn bestellt, ist das immer noch stärker gewürzt, als was wir unter mild in Deutschland verstehen. Die meisten Hotels bieten Pasta und Pommes und Toast an. Sam hat den ersten Tag mit einer ausgewogenen „FF“ (Fruits & Fritten) Diät verbracht, nachdem ihm das „milde“ Huhn die „Zunge wegverbrannt“ hat. Die Chance, dass sein Diätplan für die nächsten drei Wochen so bleibt, liegt bei 100%.
Tags: Colombo Reisen
8 Comments
Liest sich wunderbar. Auch die Tipps für Reisen mit Kleinkind. Habe zwei fünfjährige und wir wagen es nicht den 3 Stunden Radius zu überschreiten. Wird wohl erst einmal so bleiben. Euch eine tolle Reise und freue mich auf mehr. Ganz herzlich Renata
Zum Glück werden die Kleinen ja größer und damit auch er Radius! Liebsten Gruß Lucie
Ich unterschreibe bei deinem 1. Tipp (mangels Colombo).
Anstrengend fand ich den Flug nach Amerika mit unserer fast 2 Jährigen, da sie einfach noch nicht lange genug von einer Sache (Buch oder TV oder Spiel) abgelenkt ist. Aber wenn man genug Zeit einplant und vielleicht etwas mehr Geld für einen Direktflug locker macht und genug zu Essen einpackt, dann haut das auch hin.
Uns hat die Fernreise mit kind jedenfalls so viel Spaß gemacht, dass wir nächstes Jahr wieder losziehen, dann ist sie fast 4 und ich stelle mir das Reisen nochmal leichter vor.
LG und eine gute Zeit!
Kathi
Liebe Kathi,
2 Jahre ist auch wirklich noch mal anstrengder als mit 4 oder 5. Das glaube ich Dir sofort. Aber sobald die in ein Alter kommen, in dem sie verstehen warum und wieso wird es wirklich machbar!
Gute Reise euch!
Lieben gruß
Lucie
Oh, da kriege ich sofort wieder Lust auf Sri Lanka. Sag doch mal bitte, ob ihr das Hotel bzw. die Unterkünfte für den weiteren Verlauf schon von Deutschland gebucht und organisiert habt oder ob ihr euch vor Ort einfach treiben lasst.
Ich habe mich mit Paul (4) noch nicht getraut, eine Fernreise zu machen, aber dieser Bericht hier macht Mut und motiviert mich. 🙂
Bestes, Sonja
Liebe Sonja,
also wir haben das erste Hotel und das Parklyn vorher gebucht und hatten uns schon eins ausgesucht für den weiteren Verlauf. Allerdings haben wir dann ( Dank Anja) noch mal umgebucht. Ds war gar kein Problem. Die sind hier extrem entspannt.
Jetzt sind wir eine Woche in Bentota in einem herrlichen kleinen Hotel (Blogpost folgt!) und dann ziehen wir noch mal um. Hier sind viele, die sich treiben lassen und auch alle 2 – 3 Tage die Hotels wechseln. Auch mit kleinen Kindern. Aber das ist dann mehr Reise als Urlaub. Ich finde es schön, das wir wenigstens 1 Woche jeweils vor ort sind und dann Tagestouren machen.
Wage es ruhig mit Kind! Es ist herrlich und man wird so herzlich aufgenommen.
Lieben Gruß
Lucie
Ich hab Deinen Reisebericht “ inhaliert“ und wünsche mir, daß es genauso weitergeht! Du hast so eine wunderbare Art, meine Phantasie zu befeuern! Ich bin auch gerade in Sri Lanka ! Weiterhin einen wundervollen Urlaub !
Ganz lieben Dank! Das freut mich sehr! Wo auf Sri Lanka bist du denn?
Herzlich Lucie