Der vierte Geburtstag meines schnullerfreien, 1,12 m großen, knapp 18 Kilo schweren Sohns naht und wir sind alle in heller Aufruhr.

Sam und ich verhandeln seit Wochen über seine Gästeliste. Die goldene Regel „die Anzahl der Kinder soll dem Alter des Geburtstagskindes entsprechen“ ist bei uns leider völlig utopisch. Aber ich konnte Sam von 24 Gästen auf 9 runterhandeln. Das war eine diplomatische Höchstleistung meinerseits (Kofi Annan wäre stolz auf mich gewesen), aber mehr war da wirklich nicht rauszuholen.

Sam wünscht sich einen Waran-Geburtstag. Was auch sonst. Er möchte eine Tischdecke mit Waranen, Waran-Girlanden, Warankuchen und sein Warankostüm von Halloween anziehen. Letzteres kann er ja gerne machen, aber woher soll ich denn bitte eine Geburtstags-Tischdecke mit Waranen herbekommen? Der Supermarkt, der uns die ganze Waran-Geschichte eingebrockt hat, führt keine im Sortiment. Raffaella schlug ganz trocken vor, ich sollte doch mit Kartoffeldruck Waran-Tischdecken basteln. Ich glaube, die hat einen Knall.

Und während Sam in seinem Waran-Wahn schwelgt, bin ich total sentimental. Mein Sohn wird vier Jahre alt! Schnief. Diese freche Rotznase lag vor vier Jahren knapp 6 Wochen zu früh mit 2300 g und vielen Schläuchen bestückt vor mir im Brutkasten. Um den Geburtstag herum bin ich immer besonders weichgespült. Da muss ich beim Anblick eines jeden Neugeborenen mit Tränen kämpfen. Und wir wissen alle, nicht jedes Neugeborene ist ja zwingend süß. Aber ich habe wieder den Geruch des Krankenhauses in der Nase. Ich höre die Schwestern und befinde mich auf einer Zeitreise.

Ich bin sogar so weichgespült, dass ich Sam gestern Nacht nicht übel genommen habe, dass er mal wieder um 4.05 Uhr wach war, um mir zu erzählen, dass er „auch so eine Gingerbeadhouse wie Mimi & Ben habe will.“ Die Nachbarskinder haben am Wochenende so ein Angeber-Lebkuchenhaus selber gebacken (Ich bin total neidisch). Aber anstatt um 4.05 auf 180 zu sein (wie sonst), war mein Impuls aufzustehen und ihm eins zu backen. (Das habe ich mich dann aber nicht getraut, weil meine Leserin Penny mich dann gerügt hätte: „NICHT vor 6 Uhr aufstehen – geschweige denn backen!“)

Aber als er dann um 5.16 Uhr sagte: „Mama, ish habe Hunger. Kannst du Pasta mit Bikini koche?“ Da habe ich geweint und gelacht zugleich, bin aufgestanden und habe ihm Nudeln mit Zucchini gekocht. (Sorry, Penny, bei „Pasta mit Bikini“ konnte ich nicht mehr). Und wir saßen in der Küche um 5.45, ich mit Kaffee, er mit seiner Bikini-Pasta und ich dachte: „Was habe ich doch für ein Glück. Was habe ich für einen wundervollen, völlig verrückten Sohn.“

Die Geburtstagsparty wird wahrscheinlich eine Mischung aus Zuckerflash (bei den Kindern) und Prosecco-Gelage bei uns Eltern. Wenn ich nur an den letzten Geburtstag denken, dann wir mir mulmig. Jetzt sind die ja alle um einiges größer und älter und haben noch mehr Energie. Aber was soll’s. Notfalls muss ich halt hinterher die Wohnung renovieren. Ihr werdet es erfahren.