Sam hat 3 Wochen Kitaferien (in Worten: DREI). Eine Woche hat meine Mutter übernommen, eine sollte meine Schwiegermutter abdecken und die letzte Woche haben wir eine Babysitter-Nachbarn-Freunde-Onkel-Lösung.
Woche 1 läuft super. Meine Mutter geht mit Sam ins „Dino-skeleton-Musum“ (Naturkundemuseum mit großem Dinosaurier- Skelett und wie man an Sams musealem Fachausdruck hört, ist das auch das Einzige, was ihn daran ernsthaft interessiert), sie gehen ins Schwimmbad und lesen insgesamt ca. 47 Bücher. Meine arme Mutter muss unter anderem die alten Ausgaben der Tim & Struppi – Comics vorlesen… das ist anstrengend und gruselig und alles andere als PC! Tim erschießt Elefanten und nimmt die Stoßzähne mit!!! Ich gehe morgens entspannt aus dem Haus, mir wird manchmal noch gewunken, aber meistens bin ich Luft und Sam ist im Glück. So wünscht man sich das.
Woche 2 fängt leider damit an, dass meine Schwiegermutter krank wird und meine generalstabsmäßige Planung den Bach runter geht. Ich atme ein und aus und versuche zu verschieben was geht. Marc kann nichts verschieben, er ist gar nicht in Berlin und so ist es klar, dass diese Woche 2 mir und Sam gehört. Ist ja auch schön, wenn man keine Aufgaben zu erledigen hat, die eigentlich schon vorvorgestern fertig sein sollten.
Also, gehen Sam und ich ins Schwimmbad und ich versuche, wenigstens Emails zu beantworten und die wichtigsten Telefonate zu führen, während er seinen Mittagsschlaf macht.
Am Freitag habe ich allerdings einen Telefontermin, der nur am Vormittag stattfinden kann. Sam und ich sind gerade auf dem Spielplatz angekommen, voll beladen mit einer riesigen Tasche mit Buddelzeug und Stofftieren: Papahund, Mama- und Schulkind-Hund und Babyhund. Sam buddelt und ich informiere ihn: „Süßer, ich muss kurz ein Telefonat machen, ok? Danach buddele ich mit dir.“
Marc macht das ab und zu so mit ihm und da klappt es immer. Sam nickt auch mir ganz brav zu. „Danke, mein Schatz.“ Ich wähle die Nummer. Geht doch. Gut, richtig arbeiten ist nicht, aber so ein bisschen was erledigen geht mittlerweile echt gut. Er ist ja auch schon dreieinhalb.
Ich habe noch nicht „Hallo, hier ist Lucie Marshall…“ gesagt, da höre ich hinter mir einen gellenden Schrei, ich drehe mich ruckartig um und sehe, dass Sam den Papahund in der Hand hält: „Da ist rote Jam dran am Papahund!!!“
Und ich dachte er ist vom Gerüst geknallt. „Psst“, flüstere ich und mache wilde Zeichen, dass er mich doch telefonieren lassen soll.
Er nickt beflissen, ich versuche meinen Faden aufzunehmen: „Sorry, also, wie sieht denn jetzt die genaue Planung für das Event….“, weiter komme ich nicht.
„MAMA“, Sam kämpft mit den Tränen, „Hund klebt!“ Ja, das hat Marmelade so an sich. Ich drehe mein Handy kurz weg und belle ihn an: „Sam, BIIIITTEE! In zwei Minuten bin ich bei dir!“
Wieso klappt das bei Marc und nicht bei mir? Sam nickt wieder. Ich drehe mich um, versuche meine Gedanken zu sammeln, habe allerdings das Gefühl, dass mein Kopf vor Anstrengung gleich implodiert: „Sorry, noch mal, also ich soll um 13 Uhr da sein und wann ist der Durchlauf?“
Ich verstehe leider die Antwort mit der Uhrzeit nicht, weil Sam jetzt hysterisch lacht: „Mama, look mal, habe Papahund gewaschen wie beim hairdresser.“
Er hat den Brombeeren- Cassis –Apfel Smoothie genommen und die Hälfte über den Hund gegossen. Die andere Hälfte befindet sich auf seiner Kleidung. Atmen, Lucie, ist jetzt auch egal. Ich drehe mich einfach wieder um, halte mir das eine Ohr zu und versuche alles außer meinen Gesprächspartner aus zu zoomen.
Nach 5 Minuten habe ich alle Informationen, die noch fehlten, lege auf und drehe mich zu Sam um. Der ist bester Laune: „Mama, habe Hund jetzt richtig wasche!“ Er hat noch die 1,5 Liter Wasserflasche komplett über dem Hund ausgegossen. Ich hole Luft für eine ordentliche Schimpftirade, lasse es dann aber sein. Was soll’s.Raffaella wäre sooo stolz auf mich! Ich würde bestimmt ein Jesper Juul Fleißkärtchen von ihr bekommen.
Was ist schon ein wichtiges Telefonat, wenn der Papahund klebt? Das Gefühl, dass mein Kopf implodiert, kriege ich auch immer nur dann, wenn ich zu viel unter einen Hutkriegen will. Und ja, das Telefonat war verabredet, aber warum habe ich nicht gesagt: „Sorry, Planänderung, ich melde mich zwischen 14 – 15 Uhr oder ab 21 Uhr abends..“ So ist das halt, wenn man Kinder hat. Während ich das denke, erschrecke ich fast: „OMG! Lucie, bist du etwas nach knapp vier Jahren mit Kind tatsächlich im Leben mit Kind angekommen?“ Ich kriege erstmal Schluckauf.
Nach einer Stunde nehme ich einen glücklichen mit Sand panierten Sam und seinen ebenfalls triefenden und panierten Papahund mit nach Hause. Wir essen gemütlich, baden noch und dann schläft er glücklich für zwei Stunden ein. Et kütt, wie et kütt, sagt der Rheinländer. Das schreibe ich mir jetzt groß an die Tür.
Und bei euch? Hattet ihr auch Kitaferien? Und wie macht ihr das?
Tags: Erziehung Jesper Juul
15 Comments
Wie schöööön, nur 3 Wochen Kita-Ferien. Wir befinden uns gerade in Woche 5 !!!! der Schulferien und ich brauche dringend meine Arbeit zurück 😉 Allerdings ist mein Kind doch schon so alt, dass ich wenigstens 10 Minuten telefonieren kann, bevor was irre Wichtiges passiert, dass mir jetzt, gleich, sofort mitgeteilt werden muss…
Ich lese so gern hier mit. Vielen Dank dafür.
Liebe Madlen, 5 Wochen?? Oh Gott!
Ok, mein Leiden ist auf hohem Niveau…und danke danke danke für Dein tolles Kompliment! Das macht mich wirklich sehr glücklich!
Lieben Gruß
Lucie
hahaha der arme papahund;) habe du hast es großartig gemeistert! und es git einen gute nachricht! es ist nur noch eine woche!du schaffst das, und ich auch…. irgendwie….
Ja, es ist Licht am Ende des Tunnels…. und es ist nicht der Entgegenkommende Zug…. 🙂
haha!! Köstlich! Leider habe ich keinen Trost für dich, denn wenn die kleinen dann in die Schule kommen … hat man sogar zwölf Wochen Ferien. 😀
Ohne Worte…aber danke für die mentale Vorbereitung….:-)
schöne Geschichte *lach*
kenne das nur zu gut!
habe hier 3 so Monster 😉
die Große ist 8 und durch Schulferien hab ich die volle 6,5 Wochen am Bein. di Mittlere ist 5 und die KiTa Ferien komme erst noch. Minimonster ist 2 und kommt nach den Ferien in en KiGa.
hab jede Menge Spass mit den 3en 😉
vor allem Minimonster ist der Hit! ich komm hier zu nichts, wenn ich die Kleine nicht mitmachen lasse… nichtmal aufs Klo gehen kann man, ohne dass sie was anstellt! aber sie kann ja schließlich alles, weil sie ja schon soooooo groß ist ^^
LG Kati
Das hört sich nach Entspannung PUR an! Du Arme, aber ich beneide dich um 3 Kinder! Yeah! More is more!
So ca. ab vier Jahren geht es los mit den Camps, da kann man dann manchchmal eine Woche oder so überbrücken. Es ist trotzdem sauviel Stress, weil ja das Camp dann nur von 9 bis 12 Uhr aufhat, oder so. Diese Schliesszeiten nerven TOTAL. So ein Ferien-Notdienst wäre doch mal eine Geschäftsidee… LG Nina
Während Nr. 1 Kitaferien hat, beginnt bei Nr. 2 die Eingewöhnung – passend wie immer. Gut, dass Papa Urlaub bekommen hat.
Aber ein Kleinkind ohne Kita ist die personifizierte Unausgeglichenheit – jedenfalls in unserem Haushalt. Uns gehen langsam die Samthandschuhe für die Prinzessin aus. Wie soll bloß erst die Pubertät werden …?
Das frage ich mich auch!! Aber unsere Eltern haben uns ja auch groß und ausm Haus gekriegt… Wir halten zusammen durch, würde ich mal sagen!
Oh Mann, ihr Armen! Bei uns gab’s auch Kita-Ferien, aber es gab auch Sommerbetreuung für die Kinder der Eltern, die nachweisen konnten, dass sie nicht einfach die ganze Zeit Urlaub machen können, nur weil die Kita dies tut. Die Sommerbetreuung war jetzt nicht so toll für die Kleinen, weil es in einer fremden Kita war und die Kinder einfach alle zusammen in den Garten rausgelassen wurden und die Betreuer haben entspannt Café getrunken und darauf geachtet, dass sich niemand etwas bricht, und das war’s. Mein kleiner Schatten ist noch nicht ganz 2 und so fand ich das nicht so toll und werde auch schauen, ob nächstes Jahr die Großeltern einspringen können, aber sollte da auch jemand krank werden, habe ich zumindest einen Notfall-plan.
Als Opa, der allerdings nicht aus dem Rheinland, sondern aus Bayern stammt, kann ich nur empfehlen, noch Artikel 1 und Artikel 3 des Kölschen Grundgesetzes dazuzuschreiben: „Et es wie et es“ und „Et hätt noch immer jot jejange“.
Hallo,
ich bin an Tag 4 der Kindergartenferien und wünsche ihn mir jetzt schon zurück… Ich studiere, insofern habe ich Semesterferien, aber ich müsste tausend Sachen tun und komme schlicht und einfach zu NIX. Und mein Mann bekommt erst im September frei, wenn wieder Kindergarten ist. Was tue ich? Mich mit Freundinnen verabreden, denen es genauso geht – und ansonsten Augen zu und durch. Eventuell kann in der letzten Woche die Oma wieder mal einspringen, aber die betreut ihn während meines Semesters nachmittags und ist jetzt erstmal total erschöpft und verdient selbst in den Urlaub gefahren… Und ich sage mir immer wieder, dass ich ja unbedingt einen wilden Lausbub haben wollte und dass Stubenhocker-und-brav-malende Kinder ja sooo langweilig sind… 😉
Liebe Grüße
Halte durch! ich habe es seit Montag hinter mir! Yeah!!! Zum Glück ist nichts für die Ewigkeit… 🙂