„Mama, tu mir das auf the list, und das, und das, und das, und das und MAMA! Du lookst ja gar nicht! Und das und das und das.“ Sam sitzt vor einem Playmobil Katalog und will alles, aber auch wirklich alles auf seinen Wunschzettel eintragen – auf „the list“.
Ich habe „the list“ vor ein paar Monaten mal eingeführt, weil Sam immer wieder vor Spielzeugläden stand und bitterlich geweint hat, weil wir nicht sofort das Sortiment aufgekauft haben. „Man kann sich alles wünschen, Sam“, habe ich ihm versucht zu erklären, „aber es nicht sicher, ob man es bekommt. Aber wünschen darf man sich alles.“ Das hat ihn ungemein beruhigt. Aber seit der Einführung von „the list“ ist die Bibel im Vergleich dazu eine niedliche Kurzgeschichte. Und ich bin mir nicht mehr so sicher, ob das so clever war, das Konzept ‚Listenschreiben’ überhaupt ins Spiel zu bringen.
Wie vermittelt man seinem Kind Werte? Wie bringe ich ihm bei, dass Dinge etwas Besonderes sind, dass es schön ist, wenn man etwas wirklich, wirklich will und dann noch schöner, wenn man es tatsächlich bekommt? Ich würde ihm das so gerne vermitteln und weiß nicht so richtig wie.
Und jetzt hat er Geburtstag (Geschenkeflut) und dann ist die Adventszeit (noch mehr Geschenke) und dann kommt Weihnachten (Geschenke-SupergGAU).
Anfang der Woche spielt Sam bei seiner Freundin Luise aus der Nachbarschaft (die mit dem Hamster) und kommt am Abend freudestrahlend mit zwei Plastiktüten voller Playmobil wieder nach Hause. „Hat mir Luise shenkt! Eine ganze Bauernhof! Von PLAYMOBIL!! MAMA!! Jetzt in echt!!“.
Wahnsinn. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Wie großzügig und toll, dass die Kinder ihr Spielzeug weitergeben. Aber in ein paar Tagen hat Sam Geburtstag und eigentlich wollten wir ihm als großes Sammelgeschenk genau diesen Bauernhof schenken. Ich bin überfordert und hin und hergerissen. Am Abend spielt Sam überglücklich mit den Pferden und Kühen und schiebt die Kutsche am Tisch neben seinem Brotteller hin und her. Und ich bin immer noch überfordert.
Gestern kommt sein Freund Sebastian nach dem Kindergarten zum Spielen mit. Beide sind völlig verzückt von dem Bauernhof und spielen stundenlang versunken damit. Als Sebastians Mutter ihren Sohn abholen will, sitzen beide noch inmitten eines Playmobil Haufen. „Mama“, sagt Sebastian, „das ist soo toll, schau mal, ein ganzer Bauernhof!“
Und was macht mein Sohn? Er nimmt die Pferde und die Kutsche und die Kühe und drückt sie Sebastian in die Hand. „Shenk ish dir“, sagt er und freut sich unglaublich, als Sebastians Augen strahlen. „Und hier noch das Baby Pferd. Willst du noch was?“
Und während er den ganzen Bauernhof quasi wieder einpackt, ertappe ich mich bei dem Gedanken „Warte mal, das hast du doch gerade erst geschenkt bekommen! Und das Fohlen ist doch so süß!!“ Und ich erschrecke über meine Kleinlichkeit.
Es bleibt wie es ist und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich hundertmal wiederhole: Ich kann von meinem Sohn Wertvolles lernen. Und ich sollte mir weniger Gedanken machen.
Tags: Erziehung Klischees
5 Comments
Liebe Lucie
ach, ich hör meinen Sohn…auf unserer „LIste“ stehen beinahe der komplette Lego UND Playmobil Katalog. UND da Sohnemann weiß, dass man sicher nicht ALLES vom Christkind kriegt, weist er mich auch an Dinge schonmal für Ostern und Weihnachten 2015 zu notieren ***augenroll***. Das Christkind kriegt einfach beide Katalog mit einem Hinweis „Das auf S. 10 oben links bitte nicht“ oder so ähnlich…
Anke
Super! Aus der Perspektive muss ich das mal beobachten. Bei uns kommt die Geschenkeflut ganzjährig von Oma Nr. 1…
Herrlich! Und ich kenn das so gut. Die Herren Söhne (Zwillinge, vier Jahre) kennen den ganzen Legokatalog auswendig, und wünschen sich außer dem „mädchenlego“ so gut wie alles, manches schon zum zweiten Mal.
Weiterschenken wollen sie übrigens nichts, vielleicht weil man als Zwilling ohnehin immer teilen muss?
Oh Gott bei mir platzen schon beide Kinderzimmer über und es kommt immer mehr. Hilfe. ……
und wer garantiert das dem Kind nicht diese Flut an Spielzeug zu viel wird? Naja beim verschenken sind wir noch nicht angekommen wir Hamstern noch 😀
So einen Geschenke -Liste habe ich auch eingeführt mit dem Katalog von Müller . Und siehe da wir wollen auch alles und am besten doppelt .
[…] die auf Lucie Marshall schreibt, erzählte im November von einem bezaubernden Erlebnis mit ihrem Sohn Sam. Und das dollste […]