Die Wochen sind gezählt. Obwohl Sam zurückgestellt ist, wird er ja im August auf die Vorschule wechseln. Und das heißt, dass eine bedeutende Ära zu Ende geht: Die Kindergarten – Ära.
Seit Sam 18 Monate ist, geht er in diesen Kinderladen, eine echte Berliner Erfindung. Abgesehen von den 8 Monaten, die wir in London gelebt haben. Wenn man 5,5 Jahre alt ist, dann sind 4 Jahre eine sehr, sehr lange Zeit. Und ehrlich gesagt trifft das auch für mich zu.
Nachdem ich ihn gestern abgegeben hatte und mich auf den Nachhauseweg machte, wurde ich ganz wehmütig: „Du wirst diesen Weg nicht mehr so häufig gehen. Du wirst nur noch ein paarmal mit den Erziehern und den anderen Eltern ein kleines Pläuschchen halten.“
Mein Herz krampfte sich zusammen, denn wir haben mit diesem Kinderladen das große Los gezogen. Wir haben einen Ort gehabt, an dem Sam sich nicht nur wohl gefühlt hat, sondern wo er mit allen seinen Macken, Stärken und Schwächen gesehen und geschätzt wird.
Dieser Kinderladen ist unser erweitertes Wohnzimmer und gibt uns das gute Gefühl, dass wir ihn da jeden Tag mit bestem Gewissen hinbringen können. De facto verbringt er mehr wache Zeit dort, als mit uns zuhause. Was in diesem Kinderladen passiert, der Umgang und das Miteinander prägen ihn.
Und auch wenn er sich in ein paar Jahren vielleicht nicht mehr an jedes Detail erinnern wird, in seinem Unterbewusstsein wird abgespeichert sein, dass hier gekuschelt wurde, dass man auf die Kleinen achtgeben muss, dass Bücher toll sind, dass Spielen wichtig ist, dass man hinter sich aufräumt (außer zuhause), dass sowohl Männer als auch Frauen Kinder betreuen können (wir haben 50 % männliche Erzieher) und dass die Küche von Männern geschmissen werden kann (wir haben einen Koch).
Sam weiß natürlich, dass er nur noch bis zum Sommer da ist, aber Zeit ist für kleine Kinder so verständlich wie für mich die Hieroglyphen. Und doch spürt er, dass der Abschied naht. Jeden Morgen umarmt er seine Erzieherin liebevoll mit den Worten: „Meine Susie!“ Und wenn ich ihn abhole, flüstert sie: „Die Vorschulkinder haben mich heute mal wieder keine Sekunde aus den Augen gelassen.“
„Mit einem zweiten Kind kannst du es herauszögern“, erwidert Raffaella verständnisvoll, als ich von meinem Abschiedsschmerz berichte. Ihr ging es ganz genauso. Tja, wahrscheinlich hat sie recht. Aber es ist dennoch endlich und Abschied tut immer weh.
Tags: Erziehung Kita
9 Comments
Schau mal hier: mir ging es ganz ähnlich.
http://2papatyam.blogspot.de/2011/07/loslassen.html
Ach, Danke! Dann bin ich nicht alleine…
Ehm, ich lese ja fleißig mit hier … aber gerade komme ich nicht hinterher… wolltest du Sam nicht zurückstellen lassen? Was ist daraus geworden? Ist das Jahr schon um?
Nein, er ist auch zurückgestellt. Seit 1 Woche auch mit offiziellem Schreiben!!
Nur geht er ab Sommer in einen internationalen Kindergarten, der auch Vorschule anbietet und dann auch Grundschule. Das heißt es ist ein Kindergarten, aber man lernt schon mal was ein A ist und wenn man noch nicht mag, dann spielt man Lego oder sonstwas. Unser Kindergarten ist ein entzückender, kleiner Hippie Kinderladen mit gemischten Altersgruppen. Alle seine Freunde gehen ab Sommer in die Schule ( weil alle 4 – 7 Monate älter) und er würde mit den 4-Jährigen zurückbleiben. Darum der Wechsel!
In 10 Wochen gehen 8 Jahre Kindergarten zu Ende. Erst war es die Tochter, nun ist der Junior kurz vorm Schulanfang. Und langweilt sich im Kindergarten täglich mehr, trotz vieler neuer Produkte. Ich hätte es vor einem halben Jahr nicht für möglich gehalten, aber er ist nun sowas von reif für die Schule.
Wenn dann Anfang Juli das Abschiedsfest der Schulanfänger sein wird, werde ich mit Sicherheit Rotz und Wasser heulen. Wir haben in den Erzieherinnen echt gute Partner für alle Lebenslagen gehabt und sie haben unsere Kinder unglaublich gut auf den weiteren Weg vorbereitet. Da ich fast immer berufstätig war, war der Kindergarten das zweite Zuhause der Kids.Sie werden es in guter Erinnerung behalten.
Nein Dir geht es nicht alleine so. Uns auch und ich hatte beim Lesen eben Pipi in den Augen. Lasse ist seit einem Jahr in so einer Vorschule, wie Du oben berichtet hast. Das ist eine selbstständige Gruppe im Kindergarten. Lasse ist auch zurückgestellt worden und kann dort nicht bleiben, wie bei Euch, wegen den jüngeren Kinder die nachrücken. Er kommt nun auf eine Vorschule (Förderschule) für Sprache. Dort wird aber auch noch gespielt und gelernt. Lasse und ich sind wehmütig. Aber das wir schon werden. Bei Euch, wie bei uns. Und ich habe mich noch verewigt, indem ich eine Wand, in der Vorschulgruppe, orange gemalt habe beim Helfertag. So bin ich noch in Erinnerung.
Oh, ich habe schon wieder Tränen in den Augen, denn als meine Kleine von der Krippe in den Kindergarten wechselte – leider nicht die gleiche Institution – ging es uns ganz genauso. So viele Emotionen, so viele Erlebnisse, so viele Erinnerungen. Und gleichzeitig mal wieder die Erkenntnis, dass alles irgendwann vorbei geht, ob man will oder nicht. Hach. Wünsche euch tolle verbleibende Monate und viele Bilder, die das Gedächtnis und das Herz füllen!
Ich kann Dich sooooo gut verstehen. Für mich ist dieser Wechsel auch mit extrem viel Wehmut verbunden. Die Kinder fühlen sich gerade in ihrem stabilen Umfeld so wohl, dass es wirklich schmerzt, sie da raus nehmen zu müssen. Zudem einen so viele Sorgen und Gedanken quälen… Werden sie mit der neuen Umgebung zurecht kommen, werden sie ebenso liebevoll aufgefangen und begleitet? Oder endet tatsächlich ein Stück glückliche Kindheit und es beginnt ein (kleiner) Ernst des Lebens…
Tränen in den Augen kann ich gut nachvollziehen – die habe ich beim Gedanken daran wirklich häufig…
Aber das wird schon :-).
Liebe Grüße!
Danielle
…und es wird nicht besser mit der Zeit, Einschulung, Wechsel auf die weiterführende Schule- irgendwann dann der Auszug…
Ich gewöhne gerade mein drittes Kind im Kiga ein.Und was habe ich den ersten Tag gemacht, als ich für zwei Stunden wegdurfte!? Zu hause gesessen und geheult. Oje, es ist ja nicht so, dass ich kein Leben neben den Kindern hätte, aber dieses Vorbeiflutschen der Zeit: furchtbar! Meine Oma hat kurz vor ihrem Tod gesagt: 1,2,3 und schon ist alles vorbei. Ich fürchte ja so langsam, dass sie damit recht hatte.