Gestern war es soweit: Sams Termin beim Schularzt für unseren Antrag auf Rückstellung stand an, damit er noch ein Jahr länger in den Kindergarten geht.
Innerlich hatte ich mich bereits in den letzten Tagen mental bis unter die Zähne bewaffnet. Beim Yoga in der Hund- Haltung ertappte ich mich dabei, wie ich flüsternd Reden schwang à la „ Sie haben mir gar nichts zu sagen“, und beim Zähneputzen übte ich vor dem Spiegel böse zu gucken. Meine Nachbarin fragte mich letztes Woche, wann der Termin denn jetzt sei und als ich ihr antwortete: „Nächste Woche!“, erwiderte sie grinsend: „Lucie, wenn die zicken, dann schau einfach nur böse. Das kannst du sehr gut. Und lass Sam die Nacht vorher nicht schlafen.“
Gestern ist es dann soweit. Sam ist dummerweise total ausgeschlafen, der Termin um 11.30 Uhr. Als wir ankommen, stellen wir als Erstes fest, dass die Schule vergessen hat, unsere Unterlagen an den Schularzt zu schicken. Weder der Rückstellungsantrag noch das Gutachten der Kita liegen vor. Na, großartig. „Atmen“, denke ich angespannt, „das läuft hier eindeutig alles anders als geplant. Jetzt nicht in Panik verfallen.“
Um 11.40 öffnet sich die Tür zum Arztzimmer, während Sam gerade einen Menschen malt (Anweisung der Sekretärin) und eine türkische Ärztin mit Kopftuch bittet uns herein. Ihr Deutsch ist grammatikalisch mit Sicherheit besser als meins, ihre Aussprache ist gewöhnungsbedürftig. Man muss sich „reinhören.“
Sam ist mittlerweile zum Glück müde und hungrig und darum unwillig zur Mitarbeit. „Läuft doch“, denke ich.
Die erste Aufgabe „Was ist der Unterschied zwischen den 2 Drachen“ löst er relativ lässig, aber er lässt sich bitten. Die Ärztin fragt mich nebenbei, warum ich ihn zurückstellen lassen will. „Er ist erst Ende November 5 geworden“, antworte ich, „er ist irrsinnig verspielt und wir möchten, dass er das noch ein Jahr lang in Ruhe ausleben kann.“ Sie nickt. Ist das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen? Weiter atmen, Lucie.
Die nächste Aufgabe ist dran. Sie spricht etwas vor, Sam soll hören, was an dem Wort falsch ist, und es richtig aussprechen. „Spafetti“, fängt sie an, Sam sagt: „Spaghetti“. Um ehrlich zu sein, ist das gar nicht so einfach. Denn das Wort ist ja nicht nur falsch ausgesprochen, sondern dazu kommt noch der ausgeprägte türkische Akzent der Ärztin. Dreimal geht es gut, dann versteht Sam auch nur noch Bahnhof und sieht mich mit seinen großen blauen Augen verwirrt an.
„Elleland“, wiederholt sie dreimal und auch ich habe keinen blassen Schimmer, was sie meint. „Aber seine Ohren sind okay?“, fragt sie mich. „Mmmh“, versuche ich es vorsichtig, „ich glaube, es liegt nicht an den Ohren!“
„Ach, Elephant“, wirft Sam ein und rettet die Situation. Eins ist sicher, ich bin auf jeden Fall schon mal nicht schulreif.
Als Nächstes zeigt sie ihm auf einem Block zwei Bilder: Auf der einen Seite sind 3 gelbe Bälle, auf der anderen 5 blaue. Sam soll einfach nur sagen, auf welcher Seite er mehr Bälle sieht. Er fängt an zu zählen. „Nein, nicht zählen, du musst einfach nur sagen, wo mehr sind“, unterbricht ihn die Ärztin. „Ich will aber zählen!“, bockt Sam und wirft ihr einen bösen Blick derselben Marke zu, wie ich ihn vor dem Badezimmerspiegle geübt habe.
Sie schaut mich an: „Der ist aber weit!“, sagte sie, während Sam weiterzählt und darüber doziert, dass eine 3 vor der 4 kommt und darum weniger ist. Scheiße. Das läuft nicht nach Plan. Der soll jetzt bloß nicht hier rumprotzen.
Nach 10 Minuten sind die Aufgaben erledigt, Sam muss noch einmal von links nach rechts hüpfen, dann ist die Untersuchung fertig. „Sie wollen ihn also zurückstellen?“ „Ja“, ist meine knappe Antwort. „Naja, er hat ja alles gekonnt, man musste ihn nur ein bisschen motivieren“, wiegelt sie ab.
Jetzt setze ich meinen bösen Blick auf: „Kriege ich grünes Licht für die Rückstellung?“, frage ich sie. Ich kann genau erkennen, dass sie das imaginäre Schild auf meiner Stirn liest: „Don’t you fuck with me“. Auch ihre dunklen Augen werden zu schmalen Schlitzen und ein paar Sekunden starren wir uns nur an. Aber der Punkt geht an mich: Menschen in den Boden starren kann ich. Das habe ich früher mit meinem Bruder Valentin immer gespielt und ich habe immer gewonnen. Sie weicht meinem Blick zuerst aus. „Wenn Sie das wollen, dann machen wir das!“ Strike!
„Danke“, sage ich extra freundlich.
„Komm, anziehen“, werfe ich Sam zu, und während der sich die Schuhe anzieht, fällt sein Blick auf das ABC Poster: „E wie Elefant, Mama, und F wie Fisch… lustig das E ist fast wie das F…“. Ich stoße ihn fast aus der Tür, bevor sich die Ärztin es nochmal anders überlegen kann.
Würde Sam es rein intellektuell in der Schule schaffen? Bestimmt. Sowie die meisten Kinder es intellektuell immer schaffen, auch wenn sie noch jünger sind. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass das Leben mehr ist und braucht als Intellekt. Im Gegenteil, ich glaube, das ist nur ein kleiner Teil. Was auf der Strecke bleibt ist die Herzensbildung, die Ruhe, das Rumdaddeln, das Träumen und der Leerlauf. Ich glaube, die Mühle packt einen noch früh genug. Also, warum so eilig?
Ich gebe Sam nach erfolgreich geschlagener Schlacht in der Kita ab. Auf dem Nachhauseweg merke ich erst, wie sich meine immense Anspannung löst. Ich bin irgendwie zu nichts mehr zu gebrauchen. Also, kaufe ich Sekundenkleber und repariere erst mal die Asterix und Obelix Figuren. Und zwischendrin fällt mir immer wieder der Titel von Jesper Juuls Buch ein „Wem gehören unsere Kinder?“. Die mündliche Zusage haben wir, jetzt brauchen wir das Ganze noch schriftlich. Erst dann entspanne ich richtig.
Tags: Erziehung
39 Comments
Du hast das absolut richtig gemacht. Wieso sollte man ihm das letzte kindergartenjahr nehmen? Nur um ein Jahr früher in der Stress zu starten? Damit er immer der jüngste ist? Damit er ins Raster passt? Nein absolut nicht. Unsere Kinder sind die Menschen die wir am besten kennen und einschätzen können. Ärzte sollten mehr auf das Urteil der Eltern vertrauen und auf das bauchgefühl, das wir haben und weniger auf Tests, Arbeitsblätter und irgendwelche Untersuchungsergebnisse.
Absolut! Wer auf einem Bein hüpfen kann und Bälle zählt ist noch lange nicht schulreif. Meine Rede!
Was bringt es, die kleinen schon mit 5 in die Schule zu geben. 10 Jahre später haben sie dann den Abschluss in dee Tasche, falls sie kein Abi machen, und können mit 15 aber keine Ausbildung anfangen. Richtige Entscheidung deinen Sohn noch ein Jahr länger Kind sein zu lassen!
Yep.. es ist eben null durchdacht…. that’s the problem…
Oh das Problem werden wir auch bekommen, Johanna ist am 29.11. geboren. Gott sei Dank müssen wir uns noch keine Gedanken darüber machen und haben uns vorgenommen sie später selbst zu fragen, was sie gerne will. Vielleicht will die Motte ja auch mit ihren ganzen Kindergartenfreunden zusammen eingeschult werden … oder wir merken tatsächlich, sie ist noch nicht so weit. Auch hier wird zu gegebener Zeit wieder das gute Bauchgefühl zum Einsatz kommen.
In jedem Fall Hut ab, dass du das für deinen Sohn durchgeboxt hast.
Viele Mütter hätten sich wahrscheinlich dem System gebeugt.
Bauchgefühl ist eh das Beste! Da kann man sich eigentlich ja immer drauf verlassen.
Liebe Lucie,
Glückwunsch zu deinem kleinen Sieg. Wir hätten damals auch besser nicht so schnell aufgegeben und unseren Sohn noch ein Jahr im Kindergarten gelassen.
Dummerweise ist man hinterher immer schlauer. es ist aber auch eine schwierige Entscheidung und es wird einem leider auch nicht einfach gemacht.
Immer mit der Ruhe finde ich gut und das Herz und das Spielen kommt bei den meisten Kindern viel zu kurz vor lauter frühkindlichem Förderungswahn. Ich finds toll dass Du das gemacht hast! Schule ist noch früh genug;)
Eben!
Alles richtig gemacht, Lucie!
Was nämlich wirklich schade ist, neben intellektuellen Fähigkeiten fragt keiner nach Schul“hof“reife. Die ist fast noch wichtiger! Aus dem doch recht behüteten und beaufsichtigten Kindergartenleben hinaus auf den Schulhof, wo ganz andere Gesetze gelten, ist auch nicht einfach. Da hilft es keinem, dass er schon buchstabieren kann, sondern dafür braucht es Sebstvertrauen, Stabilität und Mut. Das kleine 1×1 bringen einem die Lehrer schon irgendwie bei und man kann ja Zuhause auch noch üben, um ein Kind, welches vielleicht Stoff-mässig noch nicht ganz so schnell ist, zu unterstützen. Aber die Entwicklung auf dem Schulhof unterliegt anderen Gesetzen. Also erstmal noch ein bißchen Kindergartenkind sein ist prima!
Schulhofreife ist ein super Wort! Genau darum geht es!!
Super gemacht!
Unsere Tochter hat im Juli Geburtstag und da war eigentlich selbstverständlich, dass sie mit sechs eingeschult wird. Zum Glück ist bei uns der Stichtag für Kann-Kinder der 30.6. So hat sie ohne Rückstellungsantrag noch ein Jahr mehr im Kindergarten und geht als Große mit sieben zur Einschulung. Lieber ein halbes Jahr „gelangweilt“ im Kindergarten als den Rest der Schulzeit gestresst.
Schade übrigens, dass die Lesereise schon vorbei ist. Da wäre ich gern gekommen.
Viele Grüße, Katrin
Sieben ist top , um die Schule anzufangen. Sehr gut. Und wegen der Lesereise. Es kommen noch mehr Lesetermine! Also, Du hast noch Möglichkeiten in diesem Jahr. 🙂
Liebe Lucie,
Elleland ist höchstwahrscheinlich eine sehr kleinliche Diktatur, in der jeder per Elle identifiziert und unterdrückt wird 😉
Schön für sam, dass er der Unterdrückung noch ein jahr entgeht – und Respekt seiner Mum, die ihn Kind sein lässt, ohne ihn in Watte zu packen.
Herzlichst,
Stefanie
Merci vielmals!
Super hast Du gekämpft und ich finde mit 5 noch viel zu früh für die Schule. Mein Sohn ist ein halbes Jahr älter und wird im Juli 6 und September wäre Schule. Mein Sohn ist aber sprachlich noch nicht soweit wie es die Schule hätte. Er ist in der Vorschule und wird auf die Norm getrimmt. Kann man die Kinder nicht Kinder sein lassen? Problem ist Rückstellung gibt es nur gesundheitlich. Nun wurde er getestet und die Empfehlung ist Förderschule in einer 35 km entfernten Schule. Es ist eine Vorschule die ihn alles für due Schule lernt, damit er nach einem Jahr auf die Regelschule kann. Aber denkt jemand mal an das Kind? Er ist der einzige der mit den Kindern aus der Vorschule nicht zusammen in die Regelschule kommt. Verliert seine Freunde, muss sich neue suchen und nach einem Jahr wieder neue. Wenn er zurück ist wird er bestimmt gehänselt usw. Warum nur? Ich als Mutter bin enttäuscht wütend usw.
Es tut mir so leid! Es wird einfach immer versucht alle in ein und dasselbe Raster zu stecken. Was für ein Scheiß!
Danke Dir und das ist große Scheiße.
Glückwunsch, Du tapfere Löwin!!!!
DANKE! <3
gut gemacht… und viel Spaß wenn es dann in fünf statt in vier Jahren heisst: auf welche Schule wechselt mein Kind?
Es wird nicht einfacher… nur anders!
Oh Gott… ich kriege das schon im Freundeskreis mit…. was für ein Theater….
Ähem ja, ich wäre scheinbar auch wirklich nicht schulreif. Ellelant?! Herrlich. Mal wieder!
Und ich finde auch, dass Kinder, die Ende des Jahres erst 6 werden, noch nicht in die Schule müssen. Zum Glück fallen meine beiden Kinder mit Februar und September Geburten raus, sonst würde ich mich auch schon mal im Böse-Gucken üben…
Glück gehabt! Aber böse-gucken-können schadet nie! 😉
Sehr schön geschrieben. Was wohl unter dem Kopftuch auf der Stirn der türkischen Ärztin stand?
LG Susanne
Gute Frage. Das hätte ich auch gerne gewußt… aber vermutlich gar nicht soweit weg von dem was bei mir auf der Stirn stand….
Bin ich froh, dass bei uns in Schleswig-Holstein nur Kinder eingeschult werden müssen, die bis zum 30.6. des Jahres ihren 6. Geburtstag hatten. So blieb mir ein solches Spektakel für meinen September-Jungen erspart. Und ich bin extrem froh darüber, dass er erst mit knapp 7 eingeschult wurde – obwohl er rein intelektuell sicher auch schon früher schulreif gewesen wäre. Aber dazu gehört eben doch ein bisschen mehr als Zahlen, Fakten und Buchstaben.
Hast Du ein Glück. Das ist wirklich viel besser geregelt als in Berlin. Dieser ganze Bundesländer Hickhack ist einfach nur Unsinn.
Mein ältere Sohn, Augustkind, hatte ein Jahr mehr KIGA „Kinderzeit“ als der Jüngere. Er hat sich mit vielen Dingen – jenseits des Schullernens – leichter getan. Bloß, der Jüngere wollte unbedingt schon in die Schule!
Ich hätte nicht erklären können, wieso er noch nicht gehen darf. Ich denke, wenn es leicht möglich ist – ein Jahr mehr gönnen; wenn ein Kind aber selbst richtig gerne in die Schule möchte, würde ich es nicht zurück stellen. Eigentlich wie immer 🙂 :auf das eigene Bauchgefühl vertrauen und die Individualität unserer Kinder achten und dafür kämpfen.
Freu mich für dich!
Liebe Grüße
Bei uns in Sachsen ist der 30. 6. Stichtag. Alle Kinder, die bis dahin 6 Jahre alt werden, kommen im September zur Schule. Da unsere Mädels Julikinder sind, wurden beide regulär erst mit 7 eingeschult.
In jedem anderen Bundesland wäre dein Sohn ganz selbstverständlich aufgrund seine Alters noch ein Jahr in der KITA geblieben.
Bei uns sind das sogenannte „Kannkinder“, die vorzeitig eingeschult werden KÖNNEN, wenn alle Beteiligten da MÖCHTEN.
Vielleicht sollte Berlin mal darüber nachdenken,warum nur dort so junge Kinder schon in die Schule müssen…
Gut, dass du dich für deinen Sohn stark gemacht hast, genießt das „zusätzliche“ Jahr unbeschwerter Kindheit, alles andere kommt schnell genug!
Liebe Grüße
Ina
Ach wenn es nur in Sachsen so einfach wäre. Hier hat man als Eltern leider überhaupt kein Mitspracherecht.
Kindergarten und Gutachten von einer Förderschullehrerin belegen mir eine Zurückstellung, allerdings wenn meine Tochter die Schuluntersuchung besteht, wird sie eingeschult, egal was sämtliche Gutachten sagen.
Nun kann ich nur hoffen, dass sie an dem Tag so schön verweigert wie sie es gerne bei anderen ärzten macht.
Ich drücke Dir die Daumen! Und bin sooo empört!! Unglaublich.
Hallo,
mein Sohn wurde, da er im Oktober geboren ist, erst mit fast 7 Jahren eingeschult und ich fand das richtig gut. In dem Jahr hat er die Reife erlangt, die er für die Schule braucht. Irgendwann im letzten Frühjahr habe ich gesehen, er ist so weit und freut sich auf die Schule; er ist bereit Lesen und Schreiben zu Lernen.
Jetzt in der ersten Klasse geht es ihm gut, er macht gute Fortschritte und er kommt in der Schule so gut mit, dass er am Nachmittag seine Freizeit geniessen kann, ohne dass ich stundenlang mit ihm üben muss. Vor einem Jahr wäre das wohl anders gewesen.
Liebe Grüsse
Claudy
Ich kann immer nur predigen: Hört auf eure Kinder! Ich habe meine Eltern angefleht, ein Jahr früher in die Schule zu dürfen. Mit meinen 4 besten Freundinnen. Aber nein, ich blieb allein zurück. Ich langweilte mich im Kiga, lernte dann dort schreiben und rechnen… und es ist heute noch ein Reizthema. Ich werde meine Kinder mitreden lassen.
Glückwunsch! Freue mich, dass unsere beiden dann im gleichen Jahr in die Schule kommen! Juhu, tolle Lucie Einschulungsposts (kein Druck!)
Grüße
Penny
Wenn es für euch das Beste ist (dass es das ist, hast Du ja offensichtlich schon durchdacht und festgestellt), dann ist so eine Rückstellung gut und richtig.
Wir haben in unserer KiTa viele Rücksteller, mein Kleiner (wird erst am 3. Oktober 6), wird dennoch dieses Jahr eingeschult. Auch wenn mir andere Eltern regelrecht Vorwürfe machen deswegen.
Seine große Schwester wurde 2014 eingeschult, mit gut 6 (Geburtstag im Juni), sie fühlt sich pudelwohl, und mental ist er sehr bei ihr, für ihn ist die KiTa abgeschlossen. Wenn wir sie abholen, redet er mit ihren Freunden, kennt bereits viele Kinder aus ihrer Klasse und auch andere, größere, weil er seit September in der Schulturnhalle beim Judo mitmacht, wie viele Kinder von dort.
In der KiTa durfte er bis Januar noch nicht bei der Vorschule mitmachen, weil er ja einer der Kleinen der Gruppe ist, dabei hat er bereits im letzten Jahr die Vorschul-Aufgaben (je 1 Blatt mit einfachen Aufgaben über’s Wochenende) seiner Schwester kopieren lassen, sie haben dann beide dran gesessen.
Jetzt hat er nebenbei das Lesen gelernt, denn sie wollte mir abends immer zeigen, wie toll sie das schon kann, er hat zugesehen und plötzlich selbst mitgelesen. Beide sind bereits auf dem Stand, den die 1. Klasse zum Ende des Schuljahres hin erreicht.
Obwohl er relativ klein ist (105 cm), ist er sehr selbstbewußt, motorisch fit, kann sich lange konzentrieren und will offensichtlich lernen.
Er wäre ein Kind, das regelrecht gestraft wäre, dürfte es noch nicht in die Schule.
Was ich sagen will: Jedes Kind ist anders, die Umstände sind anders, und so sollte es den Eltern möglich sein, zusammen mit ihrem Kind (und den KiTa-Erziehern) zu entscheiden, was rund um den Schuleintritt passiert, war es doch bis vor 1-2 Jahren in Berlin teilweise noch so, dass zwar eine Rückstellung vorlag, aber der KiTa-Platz dann evtl. weg war! Dieser ist jetzt bei einer Rückstellung garantiert, generell scheint es hier in Berlin — zumindest nach dem, was ich in unserem weiteren Umfeld gehört habe — relativ einfach zu sein, den gewünschten Weg zu gehen.
Und so muss es auch sein!
Liebe Julie,
ich bin völlig bei dir, wenn es darum geht ganz individuell zu entscheiden was ein Kind wann braucht. Und ja, es ist richtig, dass die Problematik nicht nur in Sachen Rückstellung vorhanden ist, sondern generell, wenn es darum geht, Kindern in ihren indiduellen Rhythmus zu lassen. Bei Deinem Sohn hört sich das absolut richtig an, wie Du es gemacht hast. Und ich kenne auch Kinder, die sich selbst Hausaufgaben gegegben haben, weil sie so wahnsinnig gerne mehr lernen wollten. Wie blöd, wenn man denen dann die Schule vermiest, wiel sie sich einfach langweilen. Das Schulsystem muß viel individueller werden und vor allem glaube ich aufhören zu glauben, dass der Intellekt das einzige ist, was gefördert gehört.
Was die Rückstellung in Berlin angeht, da ist es einfach sehr unterschiedlich von Bezirk zu Bezirk. Ich kann dir Gruselstories erzählen (und ein paar kannst du ja hier auch nachlesen) und dann gibt es welche, die ganz easy ihr durchkommen. Und schlußendlich kann man eh nur als Eltern auf sein Bauchgefühl hören und dem folgen, egal was andere einem erzählen wollen.
Liebe Gruß und schönen Abend
Lucie