Sam hat ein ausgeprägtes Dramapotential. Böse Zungen behaupten, er hätte das von mir. Das ist natürlich eine Lüge. Eine LÜGE!!
Kinder neigen doch im Allgemeinem eher zu der „großen Geste“. Ich kenne keine Mutter, die es nicht mindestens einmal miterleben musste, wie ihr Kind im Supermarkt einen Tobsuchtsanfall bekommen hat. Wegen einer Tüte Gummibärchen. Oder wegen eines Lollis. Oder weil der Auto – Einkaufswagen besetzt ist. Dagegen sehen Diven wie Sophia Loren oder Liz Taylor wie Klosterschülerinnen aus.
Man sagt ja, dass Kinder da rauswachsen. Ich frage mich ängstlich, wann? Und wie sinnvoll ist das eigentlich, das sie es tun?
Am Sonntagmorgen hatte Sam wieder so einen Auftritt, der seinesgleichen suchte. Wir wollten gerade frühstücken und da verlangte Sam nach Ketchup für sein Teewurstbrot. „Nein“, sagte ich, „wir fangen den Tag nicht mit Ketchup auf einem Teewurstbrot an.“ Okay, vielleicht spießig. Aber der Anfall, der dann folgte, steht trotzdem in keinem Verhältnis zum Mangel an Coolness auf meiner Seite. „ISH KAAAANNNN OHNE KETCHUP NISH LEBENNNN!!!“, schreit er, springt auf und wirft sich dramatisch heulend in die Sofakissen. Ich bin ja immer beeindruckt, wie schnell diese kleinen Terroristen ihre Tränen aktivieren können. In Sekunden sind die Sofakissen pitschnass und kein Ende in Sicht.
Ganz ehrlich? Es ist anstrengend. Aber manchmal bin ich auch neidisch. Darüber, dass Kinder sich einfach diesen Platz nehmen. Ich würde auch gerne mal einfach losbrüllen und mich auf den Boden werfen, wenn meine Lieblingszeitschrift ausverkauft ist. Und was hält mich davon ab? Gute Erziehung. Konvention. Und ja, es würde wahrscheinlich sehr laut im Supermarkt werden, wenn jeder so ausflippen würde, weil eine bestimmte Sorte Camembert nicht vorrätig ist oder es heute keinen frischen Salbei gibt. Aber manchmal tut es einfach so gut, sich mal so richtig leerzubrüllen – ohne Rücksicht auf Verluste. Es ist wie Detox, wie eine Entschlackungskur.
Nachdem Sam in 37 Varianten und Tonlagen gebrüllt hat „ISH KAAAANNNN OHNE KETCHUP NISH LEBENNNN!!!“, setzt er sich wieder an den Tisch und wir einigen uns auf Ketchup zum Mittagessen. Er hat Dampf abgelassen und ist entspannt. Und ich? Habe Ohrenschmerzen vom Gebrüll und meine Nerven liegen schon vor dem ersten Kaffee blank.
Ich glaube, es wäre affig, wenn ich jetzt anfangen würde, mit ähnlichen Anfällen zu kontern. Aber irgendwie muss ich mich besser wappnen. Vielleicht mit Kopfhörern, die ich schnell aufsetze, wenn das Gebrüll losgeht und die mir dann beruhigende Musik ins Ohr dudeln. Oder so einen Knopf wie auf dieser Postkarte, der aber wirklich funktioniert.
Ach, ich weiß auch nicht. Aber ich weiß, dass ich auf jeden Fall so Plastikbezüge für die Couchkissen kaufen werde. Dann kann ich wenigsten Sams Schnodder und die Reste des Teewurtsbrotes leichter von der Couch bekommen.
Tags: Erziehung Mütter
1 Comment
Da hilft doch nur ein Full English Breakfast…. und fuer die Schonung der Ohren:
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P.S.: Ich arbeite nicht fuer Bose, profitiere also auch nicht.