Zur Geburt meines Sohnes Sam Ende November 2009 hat mir meine Freundin Esther ein großes Lebkuchenherz vom Weihnachtsmarkt geschenkt. Auf dem stand mit hellblauem Zuckerguss geschrieben: „Nie mehr ohne Dich.“
Ich war entzückt und habe vor Rührung geweint. Gut, einen Tag nach der Geburt des ersten Kindes heult man auch über ein Flugzeug am Himmel. Aber ich war mit meinen emotionalen Wallungen nicht alleine. Jede Krankenschwester, die das Herz sah, seufzte vor Entzückung und hatte Tränen in den Augen.
Das sich hinter diesem Spruch die knallharte Wahrheit im Zuckermantel versteckt, dämmerte mir erst nach ein paar Monaten mit Sam. Das Herz hängt mittlerweile über seinem Bett. Zeitweise habe ich allerdings einen Post-it Sticker drauf geklebt, der die Zuckergussschrift überdeckt: „Lebenslänglich ohne Bewährung.“ In manchen Momenten finde ich das treffender.
Ich liebe meinen Sohn abgöttisch. Manchmal sehe ich ihn an und platze vor Stolz. Ich möchte am liebsten wildfremde Passanten auf der Straße anhalten und ihnen mein Kind zeigen: „Ist er nicht unfassbar süß? Diese Schnute? Und was er schon alles kann! Gestern hat er einen Purzelbaum gemacht!! Wahnsinn, oder?“
An anderen Tagen denke ich: „Wollen die mich verarschen???“ Wobei sich auch mir nicht erschließt, wen ich mit „die“ meine. Wenn mein schwuler Freund Paul mir von seinen Wochenenden mit Partys und anschließenden Sonntagen auf der Couch erzählt, dann habe ich manchmal so ein Deja-vu. Ihr wisst schon, wie wenn man einen Geruch in der Nase hat und plötzlich wieder in der Bettwäsche seiner Kindheit liegt. Es sind weniger die Partys (na gut, ein bisschen schon), als die lahmen Sonntage die ich vermisse. Dieses Gefühl mal nicht zur Verfügung stehen zu müssen. Es wäre so schön mal wieder in Ruhe brunchen zu gehen. Und tatsächlich warmes Rührei zu essen anstatt kaltes angetrocknetes, weil Sam die Windel gewechselt kriegen muss oder er noch schnell die Vögel im Park gegenüber füttern will. Das Deja-vu hält allerdings nie lange. Wenn ich beim Bett machen nicht wie früher auf Unterwäsche stoße, sondern mir die Zoowärterin aus dem LEGO Zoo entgegenlächelt und daneben ein abgenagter Lolli liegt, dann bin ich wieder ganz im hier und heute. Naja, was soll’s? In nur 16 Jahren zieht er ja wahrscheinlich aus…und zu heiß essen ist ja eh ungesund.
Tags: alles anders Geburt Liebe
7 Comments
Huhu, habe Deinen Blog gerade über Brigitte Mom entdeckt und bin sehr gespannt, wie es weitergeht, Auf den ersten Blick haben wir eine Menge gemeinsam 🙂
LG Mia
Liebe Mia, schön das Du mich gefunden hast! Habe Dich auch gleich gebookmarked! 🙂 Schönen Tag Lucie
Hallo liebe Lucie,
auch ich habe Deinen Blof über Brigitte Mom entdeckt und mich direkt festgelesen. Wirklich sehr lesenswert und so vetraut :o)
Liebe Grüße
Katharina
Herrlich! Und vielen Dank. Ich freu mich auf Euch tolle Leserinnen!! Schönen Tag
Lucie
Bei der Geburt meines ersten Kindes sagte meine Hebamme, als wir in den Kreissaal gingen: „Und hier kommst Du nicht mehr alleine raus.“ . Ein echter A-Ha-Moment….Und so war es natürlich auch….Nie mehr allein, noch nicht mal auf dem stillen Örtchen….
Das war aber eine sehr schlaue Hebamme…
Liebe Lucy, von nun an gehörst Du zu meinen absoluten Favoriten. Ich lache für mein Leben gern – nun, NIE MEHR OHNE DICH!