Sam sitzt auf seinem Töpfchen und pullert. Er schaut zwischen seinen Beinen durch und beobachtet wie es plätschert:
„Mama, habe grooose Pillermann!“
Er ist stolz wie Bolle und zieht ihn noch mal extra in die Länge. „Äh, ja … hast du“, sage ich etwas verdattert.
Man will ja seinem Sohn keine Komplexe einreden. Aber woher hat er das? Woher kommt dieser pure ungebremste männliche Stolz? In der Kita werden die Erzieher ihm bestimmt nicht sagen: „Boah Sam, du hast aber einen tollen großen Pillermann.“ Vielleicht protzen die Jungs untereinander, aber mit zweieinhalb?? Ist das genetisch? Ich bin der festen Überzeugung: Ja!
Sams Lieblingsspiel ist es, sich am Abend die Hände in der Windel mit einpacken zu lassen. Damit haben Marc und er angefangen. Als ich Sam fragte, warum er das so rasend lustig findet, kam als Antwort: „Kann piele Pillermann, Mama.“ Doofe Frage.
Gerne kommt auch mal ein: „Nich Winde, wille piele Pillermann.“ Und dann zieht und zerrt er daran rum, dass ich vom Zuschauen schon Schmerzen kriege. „Tut das nicht weh?“, frage ich Marc. „Nö.“ Und wenn ich bemerke: „Sam lässt gerade gar nicht mehr die Hände aus der Hose.“ Dann grinst Marc nur wissend und sagt: „Na, der weiß eben was gut ist.“ Das ist ein interessantes Bündnis zwischen Vater und Sohn. Da habe ich nichts verloren.
Ich meine, würde je ein Mädchen sagen: „Mama, ich habe aber eine ganz besonders schöne…“ähh, ja was denn? Da fängt das Problem nämlich schon an. Während Sam mit einer Leichtigkeit zwischen Pullermann, Pipimann, Pillermann (Hauptsache Grooooß) hin und herwechselt, gibt es für unser „bestes Stück“ lange nicht so gute Namen: Mumu, sagt Sophie, die Tochter meiner Nachbarin Martha. Ich habe mich mal umgehört. Es gibt noch Mimi, Röschen, Pipichen. Alles Verniedlichungen, während der PullerMANN, der PipiMANN, und der PillerMANN klare Ansagen sind. Nach Jahrzehnten der Emanzipation, nach den Vagina-Monologen, die für Furore sorgten, sind wir mit der Wortschöpfung unseres Itimbereichs noch nicht besonders weit gekommen.
Also, entweder muss da Alice Schwarzer noch mal ran oder Ihr schickt mir Namensvorschläge und ich mache eine Extra-Seite im Blog auf mit den neuen TOP-10-Ausdrücken unseres besten Stückes für die kommende Generation der starken Frauen!
P.S.
Heute morgen auf dem Töpfchen:
Ich: „Sam, halte mal bitte dein T-Shirt hoch, sonst wird das noch nass“
Er: „Geht nich, Mama, musse grosse Pillermann runterdrücken.“
Noch Fragen?
Tags: Erziehung Vorbild
8 Comments
liebe lucie!
grade dein blog gefunden (bei brigitte natürlich ;-))
super hier! ich hab mich schon sehr amüsiert.
liebe grüße!
steffi
Ha! Da weiß ich ja, was auf mich zukommt. Noch interessiert sich unser Sohn nicht so dafür mit seinen 16 Monaten, aber das kommt bestimmt noch… LG Katrin
Danke Lucie! Fast hatte ich vergessen, wie das so ist mit kleinen Männern. Ich habe mich erinnert, an meine Zwei, als sie gerade die ersten Worte Sprachen. Nicht nur in der Badewanne wurde das gute Stück vermessen, mit dem des anderen verglichen und näher begutachtet. Ich höre sie noch aufgeregt rufen: „Mama, guck, gooooß…!“ Es muß genetisch sein – anders kann ich es mir nicht erklären ;-).
Ich musste sehr lachen. Das ist ein unterhaltsamer Beitrag – und sehr bildhaft erzählt.
Ich habe ein Mädchen und einen Jungen – und Deine Überlegungen über die Verniedlichungen stimmen ja ein Stück weit. Dazu kommt, dass alle diese Bezeichnungen meistens mit der Scham besetzt sind und man nur sehr mühsam nach neutralen Begriffen sucht.
Also ich wäre auch auf die anderen Namensvorschläge neugierig. Man lernt ja nie aus.
Herzliche Grüße aus Wien
> Woher kommt dieser pure ungebremste männliche Stolz?
Müsst ihr Frauen alle normalen Dinge, die Männer machen, mit eurer ekligen Art runterziehen, schlecht machen und komisch finden? Ihr seid schlimm.
Oivey …was soll ich dazu sagen …ach, ich laß es lieber. Gute Nacht
Ich lache Tränen…
Aaron (14 Monate) zwirbelt das Ding jetzt schon
🙂 Musste gerade lachen, weil der Blogeintrag so lang her ist, sich hier aber nichts geändert hat… 😉