Am vergangenen Mittwochmittag war es soweit: Das Date mit June stand an! Sams (neuer) großer Liebe!
Als ich ihn zum letzten Mal im Kindergarten abhole, ist er wahnsinnig aufgeregt, aber nicht etwa weil noch ein Abschlussfest bevorstand, mit Kostümen und Hüpfburg, sondern wegen seines Dates! Er hüpft mir schon wie ein Flummi entgegen und quietscht immer nur: „Mama!! We are going to the theatre!! Mit JUUUUNE!“ June hüpft ähnlich aufgeregt durch den Flur. Okay, ich muss mich warm anziehen. Zwei überdrehte Kinder mit der Tube ins Theater zu kriegen, das wird was.
Aber vorerst findet ja das Picknick Lunch im Park mit den anderen Kindern statt. Das ist ganz gut, um die nervöse Energie abzubauen. Ich beobachte mit großer Verwunderung, wie mein Sohn sich zum Vollhonk macht, um June zu imponieren. Er rennt absichtlich gegen Bäume, stolpert über imaginäre Steine und macht den Clown. Die Rechnung geht auf. June kichert vor Vergnügen. Manche Dinge ändern sich einfach nie.
Nach dem Lunch geht’s zur Tube. Ich hatte mit Harutos Mutter verabredet, dass wir alle zusammen fahren und dabei den größten Dating-Kardinalsfehler gemacht: Man lädt zum ersten Date ja nicht noch einen weiteren Freund ein. Bin ich eigentlich irre?
Sam mag Haruto wirklich sehr, aber heute ist er nicht beglückt, dass sein Freund mit von der Partie ist und vor allem neben June sitzt. NEBEN June! „Mama“, weint Sam, „June soll neben mir sitzen!“ June ist ganz Diplomatin und schlägt vor, alle 2 Stopps den Platz zu tauschen, damit beide Jungs was von ihr haben. Ich denke nur: „Oha, die hat es aber faustdick hinter den Ohren, unter ihren goldenen Engelslöckchen mit der zartrosa Schleife!“
Sam ist aber einverstanden (besser als gar nichts), nur hat er jetzt noch ein weiteres Problem: Er bekommt plötzlich einen allergischen Anfall. Und das obwohl er, soweit ich weiß, gar keine Allergien hat. Er kriegt Quaddeln am ganzen Körper und im Gesicht. Große rote, ganz furchtbar juckende Quaddeln. Was für ein Desaster! Nicht nur, dass ihm seine bescheuerte Mutter einen Konkurrenten ins Boot gesetzt hat, jetzt sieht er auch noch fast aus wie Will Smith in „Hitch der Date Doktor“, der bei seinem ersten Date einen Allergie Schub bekommt!
„Sam“, frage ich ihn, “hast du irgendwas gegessen, was du sonst nicht isst?“ „Cheese“, antwortet er. Im Kindergarten wurde Pizza gebacken und er hatte ein Stück Käse probiert. Sam hasst Käse und sämtliche Milchprodukte, außer Milch. Und wahrscheinlich weiß er auch warum.
An unserer Haltestelle angekommen wende ich mich an Harutos Mutter: „Ich geh mal schnell zur Apotheke. Nimmst du June schon mal mit zum Theater? Wir kommen gleich nach!“ Sam ist aufgelöst, es läuft aber auch nichts nach Plan. „Mama, but June is myyy friend!“, weint er während er sich wie verrückt juckt und aussieht wie eine große sprechende Blase.
Eine Ladung Antihistamin („Oh yes, that could be a food allergy“) später rennen wir unserer Reisegruppe hinterher zum New London Theatre. Das Stück fängt gleich an und zum Glück sitzt June im Theater neben Sam. Und zum Glück ist Harutos Sitzplatz inder Reihe hinter uns.
Die Lichter werden gedimmt und Sam legt den Arm um June. Ich könnte mich wegschmeißen. Allerdings greift Sam auch sofort nach meiner Hand. Man muss dazu wissen: Sam ist der größte Schisser der Nation. Selbst wenn er Charlie & Lola abends sieht (eine wirklich ganz zauberhafte Kinderserie), dann bittet er mich, neben ihm zu sitzen „Falls es zu scary wird, Mama!“. June dagegen ist völlig angstfrei. Bei ihrem letzten Dubai Urlaub war sie mit ihren Eltern im Wasserpark und wollte auf die allerhöchste Wasserrutsche, bei der selbst ihre Eltern es mit der Angst bekamen. Erst als ein Aufseher ihr erklärte, dass ihre Körpergröße zu gering sei, gab sie klein bei.
Und während Sam also einerseits meine Hand hält, anderseits den Arm um seine Angebetete legt, flüstert er ihr zu: „You dont have to be scared, June“. June sieht ihn etwas verdattert an. Ich beiße mir sehr hart auf die Lippe und versuche an alle furchtbaren Katastrophen auf dieser Welt zu denken, um nicht einen langanhaltenden Lachkrampf zu bekommen.
Das Stück ist der Hit. Aufgeblasene Elefanten tanzen und feiern Partys, die Kinder sind begeistert. Sam schubbert immer wieder wild auf seinem Sitzplatz herum, um den Juckreiz in den Griff zu kriegen. Das Antihistamin wirkt noch nicht sofort, außer dass es ihn müde macht. Seine Augen werden immer schwerer.
Die Vorstellung ist vorbei. Junes Mutter wartet vor dem Theater auf uns. Ich schaue Sam an. Er wirkt müde, aber zum Glück glücklich. June gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Er strahlt und platzt fast vor Stolz. Kaum sind wir in der U – Bahn, fällt er in einen Tiefschlaf. Wie ein kleines Baby rollt er sich in meinen Arm. What a day! Note to myself: Keine fünften Wagenräder mehr zu Dates von meinem Sohn einladen. Und keine Essens – Experimente am gleichen Tag.
Tags: Liebe Männer & Frauen
6 Comments
Oh, wie niedlich!
ich koennte tagtaeglich bei dir ueber die romantischen und weniger romantischen Abenteuer von Sam in London lesen, grosse Klasse 🙂
Danke! Ich denke Sams Liebesleben wird noch so einiges hergeben…. 🙂
Hi Lucie…sehr schöner Blog! Freue mich sehr auf das Buch
Danke! Ich freu mich auch auf’s Buch!!! Und werde immer aufgeregter…
Ist das süß ! Mein kleiner ist zwar noch sehr klein aber ich freue mich jetzt schon auf solche Situationen. Kompliment an dein Blog. Ist sehr angenehm zu lesen und so werde ich jetzt öfter rein schauen 🙂 Liebe Grüße